Kulturstandards

 

[engl. cultural standards; germanisch standhard fest stehend],  [SOZ], bez. hypothetische Konstrukte, die kulturspezif. Arten des Wahrnehmens, des Denkens, des Werdens, des Empfindens und des Handelns determinieren, die von der Mehrzahl der Mitglieder einer best. Kultur für sich persönlich und für andere Personen als normal, typisch, selbstverständlich und verbindlich angesehen werden (Kulturpsychologie). Eigenes und fremdes Verhalten wird auf der Grundlage von Kulturstandards beurteilt und reguliert. Kulturstandards wirken wie ein Maßstab, ein Gradmesser, ein Bezugssystem für richtiges und kult. akzeptiertes Handeln. Kulturstandards erfüllen einerseits die Funktion einer Norm, stellen also einen Idealwert dar, und enthalten andererseits einen Toleranzbereich, innerhalb dessen Abweichungen vom Normwert noch akzeptiert werden. Ein den geltenden Kulturstandards gemäßes Verhalten wird im Verlauf des indiv. Sozialisationsprozesses in einer Kultur gelernt (Enkulturation). Die Wirkungen von Kulturstandards werden im Alltag nicht mehr bewusst wahrgenommen, da die Regel- und Steuerungsprozesse automatisch ablaufen. Kulturstandards sind für das Verständnis interkult. Handelns, interkulturellen Lernens und interkultureller Trainings von zentraler Bedeutung. Kulturstandards, die in einer Kultur von großer Bedeutung sind, können in einer anderen Kultur eine andere Funktionalität besitzen. So ist der Kulturstandard Sachorientierung im Alltagsleben und im beruflichen Handeln in Dt. von zentraler Bedeutung. Für Menschen in vielen europ. und z. B. auch asiatischen Kultur schreibt der Kulturstandard Beziehungs- und Personorientierung vor, sich zunächst einmal um ein gutes, harmonisches, motivierendes Klima in der interpersonalen Begegnung und Kooperation zu bemühen, den Partner näher kennenzulernen, ihm «Gesicht» zu geben, bevor man sich mit sachbezogenen Details befasst. Feeling-Rules, soziales Wissen.

Referenzen und vertiefende Literatur

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