Lese-Rechtschreib-Störung, Diskrepanzdefinition

 

[engl. reading and spelling disorder, discrepancy concept], [DIA, KLI, PÄD], nach der Diskrepanzdefinition der Legasthenie weisen Kinder mit Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten nur dann eine Legasthenie auf, wenn eine bedeutsame Diskrepanz zw. ihrer zumindest durchschnittlichen intellektuellen Begabung und ihrer Lese-Rechtschreib-Leistung besteht. Auf diese Weise soll eine primäre, spezif., auf den Teilbereich Schriftsprache begrenzte Störung ausfindig gemacht werden. Bei der Diskrepanzdefinition wird davon ausgegangen, dass es einen hohen Zusammenhang zw. Intelligenz und schriftsprachlichen Fähigkeiten gibt und es somit erwartungswidrig ist, wenn gut begabte Kinder Probleme beim Lesen- und Schreibenlernen haben. Kinder, die das Kriterium der Diskrepanzdefinition nicht erfüllen, werden meist als lese-rechtschreib-schwach bezeichnet. Die Bestimmung der Diskrepanz erfolgt meist über die Berechnung der T-Wert-Differenz zw. dem Ergebnis in standardisierten Lesetests bzw. Rechtschreibtests und dem Ergebnis in einem Intelligenztest. Eine Diskrepanz wird als bedeutsam erachtet, wenn sie mind. 1,2 Standardabweichungen (12 T-Wert-Punkte) beträgt. Alternativ kann das sog. regressionsanalytische Verfahren angewendet werden. Hierbei wird berücksichtigt, dass der Zusammenhang zw. der Intelligenz und der Lese-Rechtschreib-Leistung nur mittelhoch ist. Zunächst wird die aufgrund der Intelligenz erwartete Lese- bzw. Rechtschreib-Leistung berechnet, dann die Diskrepanz dieses Wertes zum tatsächlichen Testwert. Die Einschätzung, ob bei einem Kind eine Legasthenie vorliegt, kann in Abhängigkeit von der gewählten Methode unterschiedlich ausfallen. Der Sinn einer diagn. Abgrenzung von Kindern mit einer Legasthenie wird seit den 1970er-Jahren bezweifelt. Kritisiert wurden meth. Mängel bei der Auswahl von Legasthenikern (Schlee, 1976) und die Ungleichbehandlung von Kindern mit und ohne Legastheniediagnose in der Praxis, obwohl intern. Forschungsergebnisse weit mehr Ähnlichkeiten als Unterschiede nahelegen.

Referenzen und vertiefende Literatur

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