Libidostörungen unter Psychopharmakotherapie
[engl. libido disorder due to psychotropic drugs], [PHA], unter Libidostörungen (sexuelle Lustlosigkeit) wird eine Reduktion oder Verlust des sexuellen Verlangens (bis zu einem ausgeprägten Widerwillen gegen jede Art sexueller Aktivität) subsumiert. Zugrunde liegend findet sich eine Reihe unterschiedlicher Ursachen (generelle Einstellung zur Sexualität, Partnerschaftskonflikte, schwere Depressionen, Angststörungen oder Minderwertigkeitsgefühle, somatische Erkrankungen, insbes. hormonelle Störungen). Unter Psychopharmakotherapie werden Libidostörungen am häufigsten in Verbindung mit der Einnahme von Antidepressiva und Antipsychotika berichtet. SSRIs führen relativ häufig zu Libidostörungen (bei ca. 58 bis 73 % der Behandelten), wobei die höchste Wahrscheinlichkeit unter Citalopram und Paroxetin berichtet wird. Pathophysiol. wird die sexuelle Lustlosigkeit in Verbindung mit einer Verminderung der mesolimbischen dopaminergen Aktivität, resultierend aus der erhöhten Serotonin-Konzentration, gebracht. Des Weiteren werden Libidostörungen häufig unter der Behandlung mit SSNRIs (Venlafaxin) und trizyklischen Antidepressiva beobachtet. Wesentlich weniger problematisch erscheinen Mirtazapin, Moclobemid und Reboxetin. Bei der Notwendigkeit einer Medikamentenumstellung wegen Libidostörungen ist für Bupropion ein bes. günstiger Effekt bekannt. Antipsychotische Behandlung ist ebenfalls relativ häufig mit Libidostörungen verbunden, wofür einerseits direkt die D2-antagonistische Wirkung (Beeinflussung des Reward-Systems) und andererseits die antidopaminerg-vermittelte Prolaktinerhöhung verantwortlich gemacht werden. Libidostörungen treten bes. häufig unter Behandlungen mit Risperidon, Olanzapin und Haloperidol auf. Unter der Behandlung mit Aripiprazol wurden vereinzelt Fälle mit Libidoerhöhung und behandlungsassoziierter Hypersexualität berichtet. Sexualstörungen.