Motivationsforschung, experimentelle
[engl. experimental motivation research], [EM, KOG], in der exp. orientierten Motivationsforschung (Motivation = M.) der Gegenwart ist in vielen Bereichen der Bezug zu einer M.theorie mit universalistischem Gültigkeitsanspruch, wie er etwa noch in den Ansätzen von Freud, McDougall, Lewin, Hull, Allport und Maslow angestrebt wurde, aufgegeben worden. Forschung und Theoriebildung vollziehen sich in den einzelnen Bereichen (Daseinstechniken) relativ isoliert voneinander, wobei häufig die spezif. Anliegen solcher Bereiche – etwa Aggression, Leistungsmotivation, gelernte Hilflosigkeit – in den Vordergrund rücken. Eine vergleichende Sichtung der Theorie- und Empiriebestände (Heckhausen, Schneider, Schmalt) macht jedoch auch auf einige gemeinsame Entwicklungslinien aufmerksam, die zugleich die Hauptströmungen der zeitgenössischen M.ps. kennzeichnen:
(1) M. wird konzipiert als ein Verlauf, der unter Mitwirkung einer ganzen Reihe von Subprozessen zustande kommen und unter best. Bedingungen eine erhebliche zeitliche Erstreckung aufweisen kann. Während es in früheren exp. orientierten Ansätzen üblich war, ein einziges Motiv, mit oder ohne Zuhilfenahme einer Situationsvariablen, heranzuziehen und Vorhersagen auf ein einziges episodisches Verhaltensdatum zu machen, werden nun die auf das Verhalten ausrichtenden Subprozesse selbst zum Gegenstand der Forschung.
(2) Die Sachverhalte können summarisch als Informationsverarbeitungsprozesse bezeichnet werden. Unter m.ps. Perspektive sind die folg. Funktionen von herausgehobener Bedeutung: (a) Wahrnehmung: überdauernde Motivdisposition oder aber momentan angeregte M.zustände können die Wahrnehmung i. S. der angesprochenen Motivthematik (Daseinstechnik) verzerren. (b) Denken/Gedächtnis: Aufnahme und Wiedergabe von Informationen (Lernen)/Gedächtnis), aber auch die jew. Art der Verarbeitung der Information (Problemlösen) können durch die spezif. angestrebten Zielzustände bzw. den vorherrschenden M.zustand beeinflusst werden (Anderson, Bower). (c) Kognition/Emotionen: Aspekte des deklarativen und evaluativen Wissens werden in der Weise ausgelenkt, dass sie der Erreichung angestrebter und der Vermeidung unerwünschter Ziele dienlich sind. Es sind diejenigen Prozesse, die für die Aufnahme einer Handlung, deren Beendigung sowie deren begleitende Aufrechterhaltung verantwortlich sind (Leventhal, Weiner).
(3) Eine große Anzahl m.psychol. Sachverhalte ist mit einem allg. Verhaltensmodell vereinbar, in dem davon ausgegangen wird, dass das Verhalten von zwei Grundparametern geleitet wird: bewerteten Zielzuständen (Valenz) und der Wahrscheinlichkeit, einen solchen Zielzustand herzustellen (Erwartung) (Feather, Schneider, Schmalt). Eine solche Erwartung-Wert-Konzeption der M. ist indes nicht neu und in ganz versch.artigen Forschungstraditionen bereits angelegt (Erwartung-Wert-Theorien). So etwa im willenspsychol. Ansatz von Ach, im gestaltpsychol. Ansatz von Lewin und ebenso im Ansatz des (kogn.) Behaviorismus (Tolman, Bolles). Die oben unter (1) und (2) angesprochenen Subprozesse beziehen sich im Wesentlichen auf diese Valenzen und Erwartungen. Sie werden hierbei natürlich unter den einzelnen Daseinstechniken eigentümlichen Gesetzmäßigkeiten analysiert, was für die auf den ersten Blick verwirrende Vielzahl auseinanderstrebender Entwicklungen verantwortlich sein dürfte.