Münchhausen-Syndrom

 

[engl. Munchausen’s syndrome, hospital and operation addiction], [KLI], von Asher (1951) eingeführter Begriff für selbstmanipulierte Krankheiten, die heute als Unterform der Artifiziellen Störung diagnostiziert und als psychische Störung aufgefasst werden. Der Begriff geht auf den Baron Hieronymus Carl Friedrich von Münchhausen (1720–1797) zurück, der in der Literatur als «Lügenbaron» u. a. von Gottfried August Bürger dargestellt wurde. Wesentliches Merkmal des Münchhausen-Syndroms ist die eigene Erzeugung körperlicher Symptome durch manipulative Eingriffe des Pat. selbst (z. B. Verhinderung der Wundheilung, Erzeugung von Fieber). Den Behandlern gegenüber werden gezielt falsche Angaben gemacht, Behandler werden häufig gewechselt. Je nach Organsystem der Manipulation unterschied Asher die Formen Laparatomophilia migrans, Haemorrhagica histrionica und Neurologica diabolica. Ein Vorläuferkonzept stellte die Operationssucht [engl. polysurgical addiction] dar (Menninger). Verwandte Konzepte sind die Hospitalsucht, die Krankenhaus-Wanderer [engl. hospital hopper syndrome] und in einigen Zügen auch die zwanghafte Neigung zum Lügen (Pseudologia phantastica). Beim Stellvertreter-Münchhausen [engl. Munchausen by proxy] sind die manipulierende und die manipulierte Person nicht identisch, etwa bei Manipulation eines Kindes durch ein Elternteil.

Referenzen und vertiefende Literatur

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