multivariate genetische Analysen

 

[engl. multivariate genetic analysis; lat. multi viele, variare verändern], Genetik, [FSE, PER], verhaltensgenetische Designs (Zwillingsstudien, Adoptionsstudien), mit deren Hilfe die Varianz in einem einzelnen Merkmal auf genetische und Umweltkomponenten zurückgeführt wird (Anlage-Umwelt), können auch dazu verwendet werden, Korrelation zw. zwei oder mehr Verhaltensmerkmalen auf genetische und Umweltfaktoren zurückzuführen (Martin & Eaves, 1977). Im univariaten Zwillingsmodell wird aus dem Vergleich der Ähnlichkeiten eineiiger Zwillinge (EZ) und zweieiiger Zwillinge (ZZ) im gleichen Merkmal auf die relative Bedeutung von genetischen und Umwelteinflüssen auf dieses Merkmal geschlossen. Im multivariaten Zwillingsmodell wird hingegen die Merkmalsausprägung eines Zwillings mit der Ausprägung des Zwillingsgeschwisters in einem anderen Merkmal verglichen. Die genetische Vermittlung oder das Ausmaß, in dem die Korrelation zw. den beiden Merkmalen über genetische Faktoren vermittelt ist, wird im multivariaten genetischen Modell erschlossen aus dem Ausmaß, in dem diese Kreuzkorrelationen für EZ größer ausfallen als für ZZ (Plomin et al., 1999). Von der genetischen Vermittlung zu unterscheiden ist die genetische Korrelation. Diese drückt aus, wie sehr die genetischen Effekte, die ein untersuchtes Merkmal beeinflussen, mit den genetischen Effekten auf ein zweites Merkmal überlappen (in Analogie dazu können Korrelationen zw. den gemeinsamen und spezif. Umwelteinflüssen bestimmt werden). Vielfältige phänotypische Auswirkungen einzelner Gene werden auch als Pleiotropie bezeichnet. Die genetische Korrelation ist unabhängig von den Erblichkeiten der beiden Merkmale, denn zwei Merkmale können trotz hoher Erblichkeiten von völlig versch. genetischen Faktoren beeinflusst sein, was in einer genetischen Korrelation von 0 zum Ausdruck käme. Ebenso ist es möglich, dass zwei Merkmale, die nur moderate Erblichkeiten aufweisen, unter dem Einfluss derselben genetischen Faktoren stehen, was in einer genetischen Korrelation von 1 zum Ausdruck käme. In einer Zwillingsstudie zu generalisierter Angststörung und Depression im Erwachsenenalter erbrachten multivariate genetische Analysen, dass die genetischen Einflüsse auf beide Störungen nahezu vollst. überlappten (Kendler et al., 1992). Ferner ergaben multivariate genetische Studien im Bereich kogn. Fähigkeiten (Kognition, Intelligenz), dass der Zusammenhang zw. mentaler Geschwindigkeit und allg. kogn. Fähigkeit (g) größtenteils genetisch vermittelt ist (Neubauer et al., 2000). Ganz ähnliche Befunde werden für Analysen spezif. kogn. Fähigkeiten berichtet (Petrill, 1997), was die Annahme eines allg. genetischen Intelligenzfaktors (genetisches g) stützt (Plomin & Spinath, 2002).

Referenzen und vertiefende Literatur

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