Musikwahrnehmung

 

[engl. music perception; gr. μουσικά (mousika) Kunst der Musen, Geistesbildung, Tonkunst und Dichtung], [KOG, WA], Spezialfall der auditorischen Wahrnehmung (Hören), der sich mit der Aufnahme und Verarbeitung musikalischer Stimuli auseinandersetzt. Es handelt sich bei der Musikwahrnehmung um eine sehr schnelle Wahrnehmungsmodalität (ab 10 ms basale Merkmale, ab 250 ms Bedeutung von Klängen), die sich praktisch immer über eine gewisse Zeit erstreckt, da wir es typischerweise mit musikalischen Strukturen wie Melodie oder Rhythmus zu tun haben, die sich über mehrere Sek. erstrecken. Selbst das Erkennen eines einzelnen Instrumententons beruht auf seiner zeitlichen Erstreckung, die die Einschwingzeit des Instruments einbezieht. Die Musikwahrnehmung aktiviert Regionen im gesamten Gehirn und ist eng mit der Sprachwahrnehmung verwandt. Die Komplexität der Musikwahrnehmung zeigt sich u. a. an Störungen des Wahrnehmungsprozesses (Amusie).

Die Musikwahrnehmung eines Klangs zeigt bereits auf basaler Ebene Unterschiede zum akustischen Aufbau dieses Klangs. Dieser Unterschied zw. Hörereignis und Schallereignis wird in der Psychoakustik erforscht, die sich mit der basalen Wahrnehmung und Modellierung von musikalischen Merkmalen wie Tonhöhe, Tondauer, Lautstärke und Klangfarbe beschäftigt. Die Gruppierung von kleinsten musikalischen Elementen wird durch Bottom-up- und Top-down-Prozesse i. R. der Auditorische Szenenanalyse beschrieben. Da das Hörereignis oft vom Schallereignis abweicht, wurden versch. auditorische Täuschungen gefunden (z. B. Oktavtäuschung, Skalentäuschung), bei denen das wahrgenommene Perzept vom musiktheoret. Konzept abweicht. In der Summe zeigt sich somit, dass Musikwahrnehmung über die bloße Aufnahme musikalischer Klänge (Objekteigenschaften) hinausgeht, insofern als diese vom Hörer (Subjekt) bereits in gruppierter und somit aufeinander bezogener Form wahrgenommen und weiterverarbeitet werden.

Dieses Zus.spiel von Objekteigenschaften und hörendem Subjekt zeigt sich weiterhin darin, dass die Musikwahrnehmung von dem immens umfangreichen musikalischen Langzeitgedächtnis, das die Erinnerung an unzählige Std. Musik beinhaltet, geprägt ist. Als außergewöhnliche Gedächtnisleistung können Ohrwürmer [engl. involuntary musical imagery] genannt werden. Während eines Ohrwurms hören wir innerlich Musik, ohne dass diese Musik gleichzeitig erklingt und wir Kontrolle darüber hätten. Die gesamte Hörbiografie einer Person, die immer in einer oder mehreren Musikkulturen stattgefunden hat, hat ebenso Auswirkungen auf die Musikwahrnehmung. Tonale Zus.hänge werden bspw. implizit so gut gelernt, dass hohe Übereinstimmungswerte innerhalb einer Kultur gefunden werden, wenn es um die Passung eines Tons oder Klangs in einen tonalen Kontext geht (Prüfton- oder Probe-tone-Paradigma). Musikalität, Musikpsychologie, Musikrezeption.

Referenzen und vertiefende Literatur

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