Narrative Verzerrung
[engl. narrative fallacy, story bias], [KOG, SOZ], neue Informationen werden in einen narrativen Kontext eingebunden bzw. im Zusammenhang mit einer impliziten Erzählstruktur («Geschichte»; Erzählschemata) verarbeitet. Die Erzählstruktur erhöht die Anschaulichkeit und i. d. R. die Nachvollziehbarkeit und Verständlichkeit der zu verarbeitenden Informationen. Eine narrative Verzerrung liegt vor, wenn die durch die Erzählstruktur assoziierten Informationen (Kohärenz, assoziative) zu einem Fehlverständnis der zu verarbeitenden Informationen führt. So wird durch die narrative Verzerrung der «rote Faden» oder die Notwendigkeit der Abfolge von Ereignissen (insbes. kausale zeitliche Folgen) verstärkt oder ungerechtfertigterweise nahegelegt («Alles musste logischerweise so erfolgen»). Plausibel erscheinende Informationen werden ergänzt und als Teil der zu verarbeitenden Informationen aufgefasst. Narrative Verzerrungen bei der retrospektiven Rekonstruktion von Abläufen wurden insbes. in der Aussagepsychologie untersucht (Erinnerungsfälschung). kognitive Fehler.