Noradrenalin, noradrenerges System

 

[engl. noradrenalin, noradrenergic system], [BIO, PHA], der zu den Monoaminen zählende, strukturchem. dem Dopamin ähnliche Neurotransmitter wird aus den Aminosäuren L-Tyrosin (bzw. dessen Vorstufe L-Phenylalanin) über die Zw.stufen L-Dopa und Dopamin gebildet. Das in den Spalt ausgeschüttete Noradrenalin wird bereits dort bzw. in benachbarten Gliazellen (in wohl eher geringem Maße) durch das Enzym COMT (Catecholamin-O-Methyltransferase) zerlegt, zu einem größeren Teil durch Carrierproteine (Noradrenalintransporter) in die präsynaptische Zelle (Synapse) zurücktransportiert, dort teils wieder zur baldigen Ausschüttung in die Vesikel eingelagert, teils durch das (intrazellulär lokalisierte) Enzym MAO (Monoaminooxidase) abgebaut (vornehmlich durch die Unterform MAO-A). Die Bindungsstellen für Noradrenalin werden in %5Calpha- und %5Cbeta-Rezeptoren unterteilt, letztere wiederum in die Subtypen %5Cbeta%20_%7B1%7D und %5Cbeta%20_%7B2%7D; bei den %5Calpha-Rezeptoren unterscheidet man die Formen %5Calpha%20_%7B1%7D und %5Calpha%20_%7B2%7D, jede von beiden mit mehreren Subtypen. An die gleichen Rezeptoren kann auch Adrenalin andocken – weshalb man oft in der Literatur die missverständliche Bez. adrenerge Synapsen (statt noradrenerge) findet. Während die Verteilung dieser Rezeptortypen im vegetativen Nervensystem recht gut verstanden ist, bleiben diesbzgl. im ZNS noch zahlreiche Unklarheiten.

Noradrenalinagonistisch (d. h. die Übertragung an noradrenergen Synapsen verstärkend) wirken u. a. die die Noradrenalinwiederaufnahme hemmenden Substanzen Kokain und Methylphenidat (z. B. Ritalin®), Amphetamin und Methamphetamin (hauptsächlich wohl durch Förderung der präsynaptischen Ausschüttung), zudem die weitaus meisten trizyklischen Antidepressiva und die MAO-Hemmer (auch jene, die selektiv die Unterform MAO-A blockieren; Monoaminooxidase-Hemmer). Psychopharmakol. relevante Noradrenalinantagonisten sind die Betablocker sowie viele Antipsychotika.

Das noradrenerge System bez. die Gesamtheit der Noradrenalin als Transmitter ausschüttenden Nervenzellen. Noradrenerg sind die postganglionären Neurone des sympathischen NS, weshalb Noradrenalinagonisten eine Stimulation des Sympathikus (u. a. mit verstärkten Herz-Kreislauf-Reaktionen) bewirken, Antagonisten (so die erwähnten Betablocker) einen gegenteiligen Effekt haben.

Daneben gibt es zentralnervöse noradrenerge Bahnen, die vornehmlich von der Pons im Hirnstamm ausgehen und ihre Axone sowohl nach kaudal u. a. zur Medulla oblongata (bedeutsam für die Schmerzhemmung) als auch nach rostral ins Telencephalon senden (u. a. von Bedeutung bei der Schlafregulation; Schlafsteuerung). Ein diesbzgl. sehr wichtiges und interessantes Gebiet ist der Locus caeruleus (auch Locus coeruleus), dessen spontane Feuerung möglicherweise die biol. Grundlage von Panikattacken bildet (Gehirn, Panikstörung). Generell wird zumindest bei manchen Angstformen eine Dysfunktion des noradrenergen Systems angenommen; so besitzen Betablocker eine nicht zu unterschätzende anxiolytische Wirkung. Auch die Symptomatik des Alkoholentzugsdelirs wird mit einer Noradrenalinüberaktivität in Verbindung gebracht.

Referenzen und vertiefende Literatur

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