Objekt (psychoanalytische Betrachtung)
[engl. object, psychoanalytic view; lat. obicere sich zeigen, vor Augen führen], [KLI], «dasjenige, an welchem oder durch welches der Trieb (Trieb, psychoanalytische Betrachtung) sein Ziel erreichen kann» (Freud, 1915b, 215). Im Grunde «erschafft» sich jede Triebregung ihr Objekt, da ihr dieses zur Konkretisierung und als Korrelat dient. Die Psychoanalyse differenziert versch. Objektarten, um i. R. ihrer Repräsentanzenlehre (innere, psych. Vertretung von äußeren Objekten, i. d. R. Beziehungspersonen) unbewusste Objekterfahrungen näher zu charakterisieren; strenggenommen müßte immer von Objektrepräsentanzen gesprochen werden, da die Psychoanalyse i. Ggs. zu einem außenstehenden Beobachter die strikt subj. erlebende unbewusste Innnenansicht zu (re-)konstruieren versucht.
Die Terminologie ist uneinheitlich und weist Überschneidungen auf: Ein bedürfnisbefriedigendes Objekt (Bedürfnis) ist ein Objekt, das vom Subjekt nur aufgrund dieser Funktion (zu befriedigen) geliebt wird und nicht als ganze, eigenständige Person wahrgenommen wird; ein Partialo. (auch: prägenitales Objekt) ist ein Objekt, das Teil einer anderen Person (oder des eigenen Körpers) ist und ebenfalls (noch) keine ganzheitliche Erfahrung des Objekts ermöglicht; das eigentliche (oder ganze) Objekt (true object) ist erst ab einer best. Entwicklung (genitale Stufe) erkennbar und erlaubt, die andere Person als von sich getrennt mit eigenen Rechten und Gefühlen ausgestattet zu respektieren und erleben. Die kleinianische Richtung spricht auch von «guten» und «bösen» Objekten, die als Teil eines Paares («gute» und «böse» Brust) Erfahrungen von An- und Abwesenheit bzw. befriedigenden (lustvollen) oder unbefriedigenden (unlustvollen) Situationen charakterisieren sollen. Die versch. Objekterfahrungen sind psych. Entwicklungsresultate i. R. der psychosexuellen und narzisstischen Linien (auch an der Grenze zw. Innen- und Außenwelt stattfindend), die sich überlappen können (Identität von Trieb- und Selbstobjekt).