Objektpermanenz

 

[engl. object permanence; lat. permanere fortdauern, in etw. verharren], [EW, KOG], von Piaget eingeführter Begriff zur Bez. der Fähigkeit, die andauernde Existenz eines Objekts und seiner Eigenschaften (Lokation, Ausdehnung, Festigkeit etc.) unabhängig von der aktuellen Wahrnehmung und Handhabung intern (mental) zu repräsentieren (Repräsentation). Nach Piaget (Entwicklung, Stufentheorie nach Piaget) entwickelt sich die Objektpermanenz in mehreren Schritten und ist erst gegen Ende des sensu-motorischen Stadiums (sensu-motorische Entwicklungsstufe), mit 18–24 Monaten, voll ausgebildet. Neuere Ergebnisse der Säuglingsforschung sprechen gegen Piagets Auffassung, dass sich die Objektpermanenz ontogenetisch aus sensu-motorischen Strukturen ableitet. Sie deuten darauf hin, dass schon wenige Monate alte Säuglinge in rudimentärer Form über Objektpermanenz verfügen und ihr Wissen über Objekte und deren Eigenschaften rasch erweitern (intuitive Physik). Der Nachweis der Objektpermanenz und anderer kogn. Fähigkeiten bei jüngeren Säuglingen wurde durch den Einsatz exp. Untersuchungstechniken (u. a. der Habituierungsmethode) ermöglicht, bei denen der Säugling unterschiedliche Ereignisse beobachtet. Anhand der jew. gemessenen Blickzeiten wird darauf geschlossen, welche Ereignisse vom Säugling erwartet wurden und welche nicht (Erwartungs-Enttäuschungs-Paradigma). Inwieweit die Hinweise auf Objektpermanenz und andere frühe Kompetenzen beim menschlichen Säugling (und bei anderen Spezies) auf angeb. Wissensstrukturen (Kernwissen) bzw. mentale Repräsentationen schließen lassen, wird kontrovers diskutiert. A-nicht-B-Fehler.

Referenzen und vertiefende Literatur

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