Organisationsumwelt
[engl. organizational environment], [AO], systemtheoretisch werden Organisationen als soziale Systeme angesehen, die in Austauschprozessen mit ihrer Umwelt oder Umgebung stehen. Katz & Kahn (1966) stützen sich auf die allg. Theorie offener Systeme und sehen Organisationen als radikal offene Systeme, deren innere zyklische Prozesse entscheidend durch ihre Umwelt aktiviert und aufrechterhalten werden. Wie Bass und Deep (1972) vereinfachend beschreibt, nimmt die Organisation als Input Menschen (mit ihrer investierten Arbeitskraft, Zeit und Gesundheit), Geld und Material (Rohmaterialien, Arbeitswerkzeuge usw.) aus der Umwelt auf und gibt die fertig gestellten Produkte, Gewinne wie auch immaterielle Ergebnisse wie Zufriedenheit (der Beschäftigten und Konsumenten) oder im neg. Fall Erwerbslose und Erkrankte an die Umwelt ab. I. R. radikal-konstruktivistischer Selbstorganisationstheorien (Selbstorganisation) werden die Kommunikationsprozesse im System als operational in sich geschlossene interne Prozesse analysiert. Ähnlich wie Lebewesen vorwiegend nur solche Stoffe aufnehmen, die für ihre Selbstreproduktion relevant sind, können nach dieser Theorie soziale Systeme mit anderen nur dann kommunizieren, wenn sie über anschlussfähige gleichartige Strukturen verfügen. Greif und Kluge (2004) stützen sich auf eine synergetische Theorie der Selbstorganisation und vertreten die Auffassung, dass in sozialen Systemen operativ relativ geschlossene Prozesse existieren, gleichzeitig aber auch Interaktionen mit der Systemumgebung, wie sie in Theorien offener Systeme beschrieben werden.
Gemäß Kontingenztheorien ist die effektive Struktur und Technologie einer Organisation von der Komplexität, Dynamik oder Turbulenz der relevanten Organisationsumswelt abhängig (bspw. stabile vs. turbulente Marktsituation oder rechtliche Rahmenbedingungen etwa in der Europäischen Union) und muss sich an die Umgebungsanforderungen anpassen können, um langfristig überleben zu können. Der erforderliche Wandel wird oft plakativ unter Verweis auf die Globalisierung herausstellt. Nicht nur Wirtschaftsunternehmen, die ihre Produkte und Dienstleistungen auf dem Weltmarkt anbieten, können sich dem globalen Wettbewerb nicht entziehen. Auch nationale oder regionale Unternehmen sind dem Wettbewerb ausgesetzt, wenn global aufgestellte Unternehmen als Konkurrenten in ihren Markt einbrechen.