Osgood, Charles E.
(1916−1991), [HIS, SOZ], Charles Egerton Osgood wurde in Sommerville, Massachusetts, geb. und studierte am Dartmouth College, wo er 1939 den B.A. erwarb. 1945 promovierte er an der Yale University. Er arbeitete dann kurze Zeit für eine militärische Einrichtung und lehrte ab 1945 an der University of Connecticut und von 1949 bis 1984 an der University of Illinois, wo er das Institute of Communication Research leitete. Das wiss. Werk von Osgood kann in vier Bereiche eingeteilt werden: (1) Am bekanntesten ist Osgood für die Entwicklung des Semantischen Differenzials, einer strukturierten Befragungsmethode zur skalierten Erfassung von begrifflichen Konnotationen durch abgestufte Listen von Gegensatzpaaren (Osgood et al., 1957). (2) Durch große, internat. Forschungsprojekte war es Osgood möglich, Daten in vielen Ländern zu erheben und zu vergleichen, um Dimensionen der Bewertung von Begriffen und kult. Unterschiede zu ermitteln. (3) Mitte der fünfziger Jahre hat Osgood zus. mit Percy Tannenbaum ein Balancemodell (Balancetheorien, Gleichgewichtstheorien) entwickelt: die Kongruitätstheorie [engl. congruity theory]. Dieses Modell ist an das Balancemodell von Fritz Heider angelehnt und auf die Wirkung von Medien ausgerichtet; es ist stärker formalisiert, erlaubt dafür aber die Vorhersage der Richtungsänderung des Einstellungswandels unter Nutzung des Semantischen Diffenzials. (4) Zur Zeit des Kalten Krieges bemühte sich Osgood um die Entwicklung eines psychol.-theoret. begründeten Programms zur Deeskalation, das unter der Bez. GRIT (Graduated and Reciprocated Initiatives in Tension Reduction) bekannt wurde. Osgoods Empfehlung war die Deeskalation durch Schritte der Versöhnung, durch klare Informationen und durch Aufforderungen an den Gegner, ebenso zu handeln. Möglicherweise hat GRIT Auswirkungen auf die Politik der Kennedy-Regierung gehabt. Osgood war Mitglied der American Psychological Association (APA), deren Präsident er 1962/63 war. Osgood wurde vielfach ausgezeichnet.