Patientenschulung
[engl. patient education, psychoeducation, self-management intervention], syn. Patientenedukation, Selbstmanagement Intervention, [GES, KLI], die Patientenschulung ist ein interaktives, psychoedukatives Interventionskonzept zur Vermittlung von Information sowie motivationalen und Handlungskompetenzen für Menschen mit chronischen (körperlichen) Erkrankungen. Sie hat das Ziel, die Mitarbeit der Betroffenen bei der med. Behandlung (compliance) zu verbessern, ihre Fähigkeit zum selbstverantwortlichen Umgang mit der Erkrankung (Selbstmanagement) zu stärken und informierte Entscheidungen bzgl. der Lebensführung zu ermöglichen (Empowerment). Patientenschulung enthält meist folg. Komponenten: Information über die Krankheit und ihre Therapie; Training von Fertigkeiten zum Monitoring von Symptomen und zur Durchführung therap. Maßnahmen (z. B. Blutzuckerbestimmung und Insulininjektion bei Diabetes mellitus); Motivierung zu einem gesundheitsförderlichen Lebensstil (z. B. körperliche Aktivität, gesunde Ernährung); Verbesserung der Stressbewältigung (z. B. Entspannungsverfahren); Training sozialer Kompetenzen (zur Inanspruchnahme sozialer Unterstützung, zur Kommunikation mit med. Experten); Unterstützung der Emotionsregulation (zur Verminderung von Angst und Depressivität). Das Schulungskonzept ist in einem Manual niedergelegt, das eine Beschreibung der Zielgruppe, Angaben zur Gruppengröße, zu Zielen und Inhalten, die Beschreibung der Berufsgruppe und Qualifikation der Schulungsdozenten, die didaktischen Methoden sowie die benötigten Schulungsmaterialien enthält. Patientenschulung verwendet ein breites Spektrum didaktischer Methoden, um die aktive Partizipation der Schulungsteilnehmer zu fördern. Wissensvermittlung erfolgt durch einen strukturierten Vortrag in einfacher, verständlicher Sprache mit Bsp. aus dem Alltagsleben der Teilnehmer. Die Aktivierung der Teilnehmer durch Gruppendiskussion, Partner- oder Einzelarbeit im Anschluss an einen Vortrag ist ein wichtiges Mittel, um die Schulungsinhalte mit dem Vorwissen und den subj. Krankheitstheorien der Teilnehmer zu verknüpfen und über ihre Eigenaktivitäten die Lernergebnisse zu stabilisieren. Auch Einstellungsänderungen können am besten durch Aktivierung der bisherigen Kognitionen, Emotionen und Motive der Pat. erreicht werden. Beim Erwerb von Fertigkeiten und Handlungskompetenzen steht das prakt. Üben im Vordergrund. Das konkrete Planen eines Alltagstransfers erhöht die Wahrscheinlichkeit, das Verhalten auch langfristig umzusetzen. Die Wirksamkeit von Patientenschulung ist durch systematische Reviews und Metaanalysen belegt, sodass sie Eingang in Behandlungsleitlinien gefunden haben. Effekte wurden vielfach nachgewiesen im Hinblick auf Verminderung von Beschwerden, Erhöhung der Lebensqualität, Verbesserung des Gesundheitsverhaltens und Reduzierung von Risikofaktoren wie auch teilweise verminderte Morbidität und Mortalität sowie reduzierte Inanspruchnahme med. Leistungen und erhöhte Rate der Rückkehr zur Arbeit.