Persönlichkeitsstörung, Pharmakotherapie
[engl. personality disorders, pharmacotherapy], [KLI, PHA], die Psychopharmakotherapie einer Persönlichkeitsstörung richtet sich in der Regel nicht gegen die Persönlichkeitsstörung selbst, sondern gegen Zielsymptome (Symptom) bzw. -syndrome (Syndrom), z.B. kognitive Defizite (Kognition), Stimmungsschwankungen (Stimmung, Emotionen), impulsives oder aggressives Verhalten (Aggression, Aggressivität), Suizidalität) oder komorbide Störungen (Komorbidität, z.B. Depression, Angststörungen, Substanzmissbrauch und Abhängigkeit). Lediglich bei der schizotypischen Persönlichkeitsstörung (Schizotypische Persönlichkeitsstörung) legen Befunde und Konzepte, nach denen diese zu den schizophrenen Spektrumsstörungen gehört, nahe, sie als Störung an sich mit Antipsychotika zu behandeln. Für die Behandlung der schizotypischen Persönlichkeitsstörung mit Antipsychotika liegen auch einzelne kleinere Studien vor, die eine Wirksamkeit nahelegen (Wirksamkeitsprüfung). Die bei Weitem umfangreichsten Erfahrungen zur Pharmakotherapie von Persönlichkeitsstörungen aus randomisierten kontrollierten Studien (Randomisierte kontrollierte Studie) liegen für die Borderline-Persönlichkeitsstörung (Borderline-Störung) vor, jedoch ist kein einziges Pharmakon für die Behandlung der Störung explizit zugelassen. Die Behandlung wird daher immer syndromal oder an Komorbiditäten orientiert durchgeführt. Antidepressiva haben hier leichte bis mäßige Effekte auf Angst und Ärger; Depressivität (Depression) und allgemeines Funktionsniveau werden kaum beeinflusst. Atypische Antipsychotika können vor allem bei Impulsivität wirksam sein. Für Stimmungsstabilisierer (Lithium (Lithium (-salze)), Antikonvulsiva) liegen zumindest Hinweise für positive Wirkungen bei impulsiver Aggressivität und Stimmungsschwankungen vor. Menschen mit ängstlich-vermeidender Persönlichkeitsstörung können von einer Behandlung mit einem Antidepressivum (geprüft sind vor allem Serotonin-Rückaufnahmehemmer (Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, selektive (SSRI)) und Venlafaxin) eindeutig profitieren, wenn die Störung durch generalisiert-sozialphobische Züge charakterisiert ist. Auch hier richtet sich die Behandlung also nicht gegen die Störung per se, sondern gegen das Syndrom der sozialen Phobie.