Persönlichkeitstheorien, motivationspsychologische Ansätze

 

[engl. personality theories, motivational approaches], [EM, PER], motivationspsychologische Ansätze konzeptualisieren Persönlichkeit als die individualtypische Organisation eines dynamischen Systems von inneren Regulationsprozessen und Dispositionen (Bedürfnisse und Motive), Ziele, Werte etc.), die in Wechselwirkung mit Umweltreizen das indiv. Verhalten und Erleben bestimmen. Unterschiedlichen motivationspsychol. Persönlichkeitstheorien ist gemeinsam, dass Verhalten als grundsätzlich zielgerichtet aufgefasst wird und dass Persönlichkeitsunterschiede in den Ursachen und weniger in der Art des Verhaltens verortet werden. Zu den wichtigsten dispositionellen Verhaltensursachen zählen die Motive. Aufbauend auf Arbeiten Murrays und Hulls begann McClelland in den 1940er-Jahren, die bis heute einflussreichste Theorie über Motive zu entwickeln. Demnach kennzeichnen Motive. Individuen im Hinblick auf ihre Neigung, best. Klassen von Zielzuständen als belohnend (Belohnung) bzw. bestrafend (Bestrafung) zu erleben. Aus der Anregung eines Motivs durch geeignete situative Hinweisreize resultiert ein Zustand der Motivation, d. h. Wahrnehmung und Verhalten werden auf das Aufsuchen eines pos. bewerteten Ziels bzw. das Meiden eines neg. Endzustands ausgerichtet. Laut McClelland liegen Motiven natürliche Anreize zugrunde (z. B. zw.menschlicher Kontakt), die man als Repräsentationen basaler Bedürfnisse verstehen kann. Obwohl theoretisch abgrenzbar werden die Begriffe Motiv und Bedürfnis (need) häufig syn. verwendet. Neben genetischen Einflüssen (Verhaltensgenetik) sollen sich v. a. Lernerfahrungen (Lernen) in der vorsprachlichen Kindheit auf die Entwicklung indiv. Unterschiede in Motiven auswirken. Daher sind sie implizit, also nicht sprachlich repräsentiert und der Introspektion nur unzureichend zugänglich. Den impliziten Motive werden seit den 1980er-Jahren verstärkt explizite Motive gegenübergestellt. Letztere entwickeln sich laut McClelland nach dem Spracherwerb (Sprachentwicklung) als Aspekte des bewussten Selbstkonzepts (Selbstbild). Implizite und explizite Motive beruhen auf funktional unabhängigen Motivsystemen. Sie unterscheiden sich in ihren Anreizbedingungen (intrinsisch vs. extrinsisch) und in der Verhaltenssteuerung (operant vs. respondent). In der Tradition McClellands werden v. a. die Motive Leistung (Leistungsmotiv), Macht (Machtmotiv) und Affiliation (Hoffnung auf Anschluss) untersucht.

Die Selbstbestimmungstheorie nach Deci und Ryan ist eine an der Humanistischen Psychologie orientierte motivationspsychol. Persönlichkeitstheorien So wird das Streben nach Wachstum und Integration der Persönlichkeit betont. Es werden drei angeborene organismische Grundbedürfnisse postuliert, die auf spezif. Qualitäten des persönlichen Erlebens abzielen: Kompetenz (competence), soziale Eingebundenheit (relatedness) und Autonomie/Selbstbestimmung (autonomy). Persönliches Wohlbefinden sowie ein optimaler Verlauf der Persönlichkeitsentwicklung sind laut Selbstbestimmungstheorie abhängig von der Befriedigung dieser Bedürfnisse. Anders als in McClellands Theorie werden in der Selbstbestimmungstheorie Bedürfnisse als universell angesehen, d. h., ihre Ausprägung soll nicht zw. Individuen variieren. Individuelle Unterschiede werden vielmehr in Stilen der Regulation zielgerichteten Verhaltens gesehen (external, introjiziert, identifiziert, integriert oder intrinsisch), die sich auf einem Kontinuum der Selbstbestimmung anordnen lassen. Der Regulationsstil hängt neben Kontexteinflüssen auch von der sog. Kausalitätsorientierung des Individuums ab. Autonomie-Orientierung meint dabei, dass Verhalten vornehmlich an persönlichen Werten und Interesse ausgerichtet wird. Bei Kontroll-Orientierung haben externe Anforderungen einen stärkeren Einfluss auf das Verhalten.

Neben der Selbstbestimmungstheorie existieren zahlreiche weitere motivationspsychol. Persönlichkeitstheorien, die trotz ihrer vornehmlich allgemeinpsychol. Orientierung Persönlichkeitsunterschiede v. a. in kogn.-affektiven Stilen der Verhaltenssteuerung verorten. Diese heterogene Gruppe von motivationspsychol. Persönlichkeitstheorien kann unter dem Oberbegriff Selbstregulationstheorien subsumiert werden. Die postulierten Persönlichkeitsmerkmale sind vielfältig. Bsp. sind die Sensitivität für pos. und neg. Anreize, die mit der Neigung zu aufsuchender (approach) oder meidender (avoidance) Motivation assoziiert ist, sowie Kompetenzen der Selbstkontrolle und Selbstmotivierung. Die Theorie der Persönlichkeits-System-Interaktion von Kuhl bietet einen Ansatz zur Integration versch. Aspekte der Selbstregulation sowie dispositioneller Konzepte und entwirft ein Gesamtbild persönlichkeitsrelevanter Prozesse.

Referenzen und vertiefende Literatur

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