Peters, Wilhelm

 

(1880–1963), [EW, HIS, PÄD], dt. Psychologe jüdischer Herkunft. Peters wurde in Wien geb. Er war seit 1883 evangelisch, seit 1918 konfessionslos. Nach der Reifeprüfung 1900 am Maximiliansgymnasium studierte er in Zürich, Leipzig und Wien Philosophie, Naturwiss. und Med. In Med. legte er das Physikum ab, 1904 promovierte er in Leipzig bei Wilhelm Wundt mit einer Arbeit über die Farbwahrnehmung der Netzhautperipherie zum Dr. phil., 1904–1906 war er bei Siegmund Exner am Psychol. Institut der Universität Wien tätig, 1906–1908 bei Emil Kraepelin in der Psychiatrischen Klinik in München und 1909 als Assistent bei Karl Marbe in Frankfurt. Peters habilitierte sich 1910 in Würzburg mit einer Arbeit Über die Ähnlichkeitsassoziation und wurde im gleichen Jahr zum Privatdozenten ernannt. 1915 wurde er ao. Prof. und 1916 wurde er zum Konservator (als beamteter Assistent) ernannt. Peters nahm 1919 den Ruf auf eine Professur an der Handelshochschule Mannheim an, 1923 folgte er einem Ruf der sozialdemokratischen Landesregierung gegen den Widerstand der Phil. Fakultät auf eine o. Professur in Jena. 1932/33 war er Dekan der neuen, math.-naturwiss. Fakultät, der inzw. auch die Ps. zugeordnet war. Aufgrund der rassistischen Gesetze wurde Peters wegen seiner jüdischen Herkunft 1933 amtsenthoben und dann in den Ruhestand versetzt. Er emigrierte daher nach Großbritannien und lehrte 1933–1936 in London als Gastprofessor, 1937 folgte er einem Ruf auf eine o. Prof. in Istanbul, wo er mit bescheidenen Mitteln ein psychol. Institut aufbaute, forschte und publizierte. 1946 erhielt Peters das Angebot, nach Jena zurückzukehren, das er jedoch nicht annahm. 1952, nunmehr emeritiert, kehrte Peters nach Würzburg, der Heimatstadt seiner Frau, zurück. Peters förderte mehrere Studenten, die ihn regelmäßig besuchten (Merz, 1992, 185ff.). Wilhelm Peters starb 1963 in Würzburg im Alter von 82 Jahren.

Peters befasste sich mit allg.psychol. Fragestellungen und systematischen Untersuchungen zur Vererbung geistiger Eigenschaften (Anlage-Umwelt; Peters, 1925). Er arbeitete auch zu den Ursachen schulischen Versagens und setzte sich für die Errichtung schulpsychol. Beratungsstellen ein. Peters führte mehrere großangelegte Studien zur Entwicklung durch, so u. a. eine Studie an 1000 türkischen Kindern, und erklärte u. a. den Vorgang der Regression zur Mitte bei Wiederholungsmessungen.

Neben anderen Auszeichnungen erhielt Peters 1960 die Ehrendoktorwürde der Phil. Fakultät der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und 1962 die Ehrenmitgliedschaft der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs).

Referenzen und vertiefende Literatur

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