Phrenologie
[engl. phrenology; gr. φρήν (phren) Zwerchfell (als Sitz der Seele), λόγος (logos) Wort, Lehre], [BIO, PER], die – lediglich historisch bedeutsame – Lehre, aus der Schädelform den Charakter bzw. die Begabung des Menschen ableiten zu können. Auch gelegentlich Kraniologie bzw. Kranioskopie (Schädelschau) genannt. Die Bez. Phrenologie stammt von Spurzheim, Ausgang ist die Lokalisationstheorie (Lokalisation), nach der sich best. psych. Funktionen zu best. Gehirnzentren zuordnen lassen. Franz J. Gall stellte zahlreiche seelische «Vermögen» auf, z. B. Scharfsinn, Mut, Witz, Wortgedächtnis u. a. Jedes dieser Vermögen hat seinen Sitz an einer best. Stelle im Gehirn. Diese Stelle soll zudem noch von außen erkennbar sein. Doch selbst bei Gültigkeit dieser Annahme wäre die Phrenologie noch nicht gerechtfertigt. Denn die Ausbildung der Gehirnzentren bedingt nicht die gleichzeitige äußere, sichtbare Ausformung. So wurden denn auch die Annahmen Galls und seines Schülers Spurzheim, die in der ersten Hälfte des 19. Jh. großes Aufsehen erregt hatten, sämtlich als falsch erwiesen, bes. seit Flourens die Lokalisationsforschung auf wiss. Grundlagen stellte und später im Jahre 1870 Fritsch und Hitzig die elektrische Reizung der Großhirnrinde einführten.