Placebo-Effekt
[engl. placebo effect; lat. placere gefallen, zusagen], [PHA], die Verbesserung von Symptomen nach Gabe eines Scheinmedikamentes (Placebo-Forschung, Placebo-Response) oder nach einer Scheinbehandlung aufgrund von Placebo-Mechanismen wie Erwartungen, Konditionierung oder sozialem Lernen. Der Placebo-Effekt ist abzugrenzen von stat. Effekten, wie der Regression zur Mitte, Spontanremission, Wirkungen anderer Behandlungen (Konfundierung). Placebo werden zur Kontrolle von unspezif. Effekten in der klin. Forschung eingesetzt. Der Placebo-Effekt ist i. d. R. beträchtlich und in vielen psychol. und physiol. Variablen nachweisbar. Charakteristisch ist die Abhängigkeit der Wirkungsstärke und -art von der Art der Zubereitung (z. B. Farbe, Größe), der Instruktion, der Situation und der Person. Diese spielt eine entscheidende Rolle. Personen, die nach der Verabreichung von Placebo wie auf eine biol. aktive Substanz reagieren, werden als Placebo-Responder bez. Je nach Versuchssituation und Art der abhängigen Variablen reagieren 20–40 % der Pbn in unausgelesenen Stichproben auf Placebo pos. Es wird angenommen, dass der Placebo-Effekt durch best. Persönlichkeitsmerkmale modifiziert wird. Placebo-Responder haben im Vergleich zu Non-Respondern höhere Werte in folg. Variablen: Neurotizismus, primäre Suggestibilität, Submission, Akquieszenz, Optimismus und niedrigere Werte bzgl. Ängstlichkeit. Trotz dieser Korrelationen ist die Existenz von Placebo i. S. habitueller und genereller Bereitschaft, auf Placebogabe zu reagieren, nicht bewiesen. Versch. Untersuchungen legen nahe, dass best. Individuen je nach Situation stark oder gar nicht reagieren und dass Korrelationen mit Persönlichkeitsvariablen situationsspezif. sind. Bei Pat. ist die Wirkung abhängig von Art der Erkrankung, Erfahrungen des Pb, Persönlichkeit des Pb und Suggestivität des Untersuchungsleiters. Placebo können auch unerwünschte Nebenwirkungen wie Kopfschmerz oder Müdigkeit auslösen (Nocebo-Effekt). An der analgetischen Placebowirkung sind körpereigene Opiate, die Endorphine, beteiligt; diese Wirkung kann durch Gabe von Opiatantagonisten unterdrückt werden.