Positionskurve, serielle
[engl. serial position curve]. [KOG], die serielle Positionskurve tritt üblicherweise beim episodischen Behalten auf (episodisches Gedächtnis). Sie entsteht, wenn man die Darbietungsabfolge der Items unverbundener Listen gleicher Länge der Reihe nach auf der x-Achse eines Koordinatensystems kodiert und für jede Itemposition die gemittelte Wiedergabeleistung auf der y-Achse abträgt. Die durch die Verbindung der Punkte entstehende Kurve heißt serielle Positionskurve. Diese serielle Positionskurve weist typische und in ihren zentralen Merkmalen übereinstimmende Verläufe bei der freien oder seriellen Wiedergabe (free recall, serial recall; Gedächtnisprüfung) von unverbundenen Wort-, Bild-, Buchstaben- oder Zahlenlisten auf. Zentrale Merkmale der seriellen Positionskurve sind der Primacy-Effekt und der Recency-Effekt. Der Primacy-Effekt besagt, dass die ersten Items der Liste besser erinnert werden als Items aus der Listenmitte; der Recency-Effekt besagt, dass die letzten Items der Liste besser erinnert werden als Items aus der Listenmitte. Beide Effekte finden sich sowohl für Gedächtnistests, die auf das Arbeitsgedächtnis zielen, als auch für solche, die auf das episodische Langzeitgedächtnis zielen (Engelkamp & Zimmer, 2006; Eysenck & Keane, 2010). Im Hinblick auf das ummittelbare serielle Behalten findet sich bzgl. der seriellen Positionskurve eine modalitätsspezifische Besonderheit. Sowohl für auditiv dargebotene als auch für visuell dargebotene Listen verbalen Materials zeigen sich der Primacy- und der Recency-Effekt. Letzterer ist allerdings bei auditiv dargebotenen Listen deutlich ausgeprägter als bei visuell dargebotenen Listen. Dieser sog. auditive Recency-Effekt [engl. auditory recency effect] oder Modalitätseffekt [engl. modality effect] ist nicht auf das Behalten von unverbundenen Wort-, Buchstaben- oder Ziffernlisten begrenzt, sondern findet sich auch für Sätze und kurze Texte.