poverty of stimulus problem

 

[engl. poverty Armut, stimulus Reiz], [KOG, PHI], das sog. poverty of stimulus problem, das sich als «Problem der Reizarmut» übersetzen ließe, besagt, dass sich intern verfügbare Konzepte und Bedeutungskategorien nicht aus dem sensorischen Reiz – oder allg.: der Erfahrung – gewinnen lassen. Es wurde zuerst in der Erkenntnistheorie formuliert, bez. also das Problem einer Kluft zw. möglichen Erfahrungen und verfügbarem Wissen. Erstmals in den Platonischen Dialogen thematisiert, durchzieht es die gesamte Ideengeschichte des Abendlandes und wandelt sich – von Platon über Descartes bis zur modernen Kognitionsforschung – von einem metaphysischen zu einem kognitionswiss. Problem, das auf Charakteristika der Natur des menschlichen Geistes hinweist. In seiner psychol. Form bezieht es sich auf die Frage, ob sich die interne Verfügbarkeit von Konzepten wesentlich durch Mechanismen des Lernens erklären läßt. Diese Frage wird von Vertreten der «empiristischen Konzeption des Geistes» bejaht, die somit grundsätzlich das Vorliegen eines poverty of stimulus problems bestreiten. Vertreter dieser Tradition, zu der etwa Skinner, Piaget, Gibson oder die sog. Konnektionisten (Konnektion, Konnektionismus) gehören, nehmen an, dass der menschliche Geist bei der Geburt über keine biol. vorgegebenen Bedeutungskategorien (mit Ausnahme einfacher sensorischer Konzepte) verfüge und diese erst durch allg. Lernmechanismen aus der Erfahrung gewonnen würden. Da die «empiristische Konzeption des Geistes» in Einklang mit unseren Alltagsintuitionen zur Funktionsweise des Geistes steht, findet sie bis heute breite Resonanz. Diejenigen, die diese Konzeption für unangemessen halten, weisen darauf hin, dass es aus grundsätzlichen logischen Gründen nicht möglich sei, die relevanten mentalen Konzepte induktiv (Induktion) aus der Erfahrung zu gewinnen. Zudem betonen sie, dass poverty of stimulus probleme bei der Untersuchung – insbes. von Aspekten von Wachstum und Entwicklung – aller biol. Systeme (System) auftreten und in der Biologie so selbstverständlich seien, dass sie dort gar nicht als eigenständige Problemkategorie behandelt würden. Das poverty of stimulus problem resultiert daraus, dass Eigenschaften und Leistungen eines jeden biol. Systems wesentlich durch seine vorgegebenen inneren Eigenschaften bestimmt sind und nicht allein auf der Basis inputbasierter Mechanismen erklärt werden können.

Referenzen und vertiefende Literatur

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