prä-operatorische Entwicklungsstufe
[engl. preoperational (development) stage; lat. prae vor, operatio Betätigung, Wirken], [EW, KOG], die prä-operatorische Entwicklungsstufe ist die zweite der großen Entwicklungsstufen in der Theorie Piagets (Entwicklung, Stufentheorie nach Piaget). Sie beginnt im zweiten Lebensjahr mit dem Erwerb von mentalen Vorstellungen. Während das sensu-motorische Kind (sensu-motorische Entwicklungsstufe) durchaus fähig ist, einfache Verhaltensweisen mehr oder weniger simultan nachzuahmen, kann das prä-operatorische Kind solche Nachahmungen auch aus der Erinnerung (Gedächtnis), d. h. aufgrund der andauernden Vorstellungen (Repräsentation), zeigen. Vorstellungen ermöglichen fantastische Leistungen, z. B. das Symbolspiel (ein mit der Hand geschobener Holzklotz und entspr. Lärmgesang kann als Auto dienen), die sprachliche Bez. von abwesenden Dingen (Sprache, sich zus. mit der Mutter an den letzten Besuch bei Großmama erinnern), das Zeichnen (auch wenn der Mensch dann nur aus Kopf, Händen und Füßen besteht) oder das Argumentieren (der Wind hat den Regen gebracht). Dieses Denken unterliegt aber immer wieder «Fehlern», d. h., seine Logik entspricht der Realität, wie die Erwachsenen sie verstehen, oft nicht. So kann ein Kind meinen, wer beim Laufen mehr keucht oder schwitzt, sei schneller, als wer das nicht tut. Oder es kann zirkulär, aber überzeugt behaupten, der Wind treibe die Wolken an, und kurz darauf die Meinung vertreten, die Wolken würden den Wind blasen machen. Diese Fehler werden erst mit dem Erwerb der kogn. Strukturen dieser (zweiten) Repräsentationsstufe ausgemerzt, nämlich mit dem konkret-operatorischen Denken (konkret-operatorische Entwicklungsstufe). Piaget nannte das Denken dieser Entwicklungsstufe bis etwa ins 4. Lebensjahr symbolisch und danach, wenn das Argumentieren einsetzt, intuitiv.