Pragmatik, Pragmalinguistik

 

[engl. pragmatics, pragmalinguistics; gr. πρᾶγμα (pragma) Handlung, lat. lingua Sprache, Zunge] [KOG], bez. eine Relation in einem Modell sprachlicher Zeichen. Demnach weist ein Zeichen, indem es Symbolcharakter (Symbol) hat, (a) eine Relation zu benachbarten Zeichen auf, die syntaktische (Syntax), (b) eine Relation zum bezeichneten Gegenstand, die semantische (Semantik) und (c) eine, die beide in Verbindung setzt zum jew. Verwender des Zeichens in der Kommunikation, die pragmatische (Bühler, 1934, De Saussure, 1916, Morris, 1971). Diese Begriffsdefinition gründet in der Konzeption des Pragmatismus, einer Richtung der Wissenschaftsphilosophie an der Wende zum 20. Jhd. (Peirce, 1967, 1970, spez. 1993). Sie besagt, kurz, dass die Handhabung wiss. Begriffe (nach Peirce intellectual terms) umso aussichtsreicher zu fruchtbarem Gebrauch in der obj. Argumentation verhilft, je konsequenter die relevanten Lebensumstände der Benutzer und der Gegenstände selbst vernünftig in die Zeichenverwendung einbezogen sind. In der sprachwiss. Literatur bezeichnet Pragmatik/Pragmalinguistik i. w. S. die Sicht auf die sprachlichen Mittel, wie sie in der Kommunikation verwendet werden. Im Vordergrund der Pragmatik-Forschung steht daher die Frage, wie situative Umstände, also Sprecher- und Adressateneigenschaften, die jew. Redezeit und die örtlichen und räumlichen Bedingungen zur Interpretation der Rede beitragen. Ein augenscheinliches Bsp. ist der Gebrauch des Wörtchens wir im Deutschen. Findet man im Polareis einen Zettel mit der Aufschrift Kein Wasser mehr. Wir haben aufgegeben, so ist der Inhalt klar; man kann diesen Text z. B. in andere Sprache übersetzen. Solange die weiteren Umstände der Äußerung aber nicht bekannt sind, bleibt für die Interpretation offen, von wem die Rede ist und was die bezeichneten Personen wann aufgegeben haben. Aus der Sicht der Pragmatik hat sich ausgehend von De Saussure (1916) eine sprachwiss. Forschung entwickelt, die, über das sprachliche System hinausgehend, die Bedingungen der Verwendung sprachlicher Mittel analysiert und modelliert. Gegeben die Vielfalt sprachlicher Formen wie Wortarten, Satzarten (Deklarativ, Imperativ, Interrogativ, Subjunktiv) und Texttypen, bietet sich der linguistischen Pragmatik ein weites Feld an Gegenständen und Zielen. Intensiv und zus.hängend werden bes. die folg. Themenfelder bearbeitet: Sprachverwendung als Handeln (Handlung, Austin, 1962, Searle, 1969, 2010), Maximen der sprachlichen Konversation (Grice, 1975), die situations- und adressatenspezifische Variation von Texten (Sandig, 2006) und die Modalitäten der mündlichen Kommunikation, die sog. Konversationsanalyse (Levinson, 2001).

Referenzen und vertiefende Literatur

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