Prinzip der beziehenden Analyse
[engl. contextual analysis], [KOG, PHI] auch Prinzip der Relationen, nach Wundt ein eigenständiges Erkenntnisprinzip der Ps., das die Eigenart psych. Verbindungen in den Bewusstseinsvorgängen und in der geistig-kult. Entwicklung beschreibt. Es besagt: Jeder einzelne psych. Inhalt empfängt seine Bedeutung durch die Beziehungen, in denen er zu anderen psych. Inhalten steht. Das Vergleichen und Beziehen sei ein ursprünglicher psych. Vorgang, der auf nichts anderes rückführbar ist. Deshalb soll die psychol. Zerlegung der Bewusstseinsvorgänge in ihre Elemente immer zugleich deren Beziehungen erschließen. Der synthetischen, organisierenden Funktion steht eine analytische, differenzierende gegenüber, durch die aus einem vorhandenen Gebilde einzelne Bestandteile herausgehoben und zueinander in Beziehung gesetzt, d. h. ihre Bedeutung als Glieder des Ganzen bewusst gemacht, werden. Das Verständnis eines Satzes resultiert aus versch. assoziativen und apperzeptiven Verbindungen von Vorstellungen, und jeder Satzteil steht wiederum in einem best. Verhältnis zu den anderen Satzteilen und zum Ganzen. Dieses Kontextprinzip ist ein Grundsatz der geisteswiss. Hermeneutik und allg. der Interpretation.