Prinzip der Offenheit
[engl. principle of openness], [FSE], ist die paradigmatische Grundhaltung qualitativer Sozialforschung und beruht erkenntnistheoret.-methodologisch auf dem Problem des Fremdverstehens und dem Problem der Indexikalität menschlicher Sprache und Kommunikation. Es umfasst sowohl die Offenheit gegenüber dem Forschungsgegenstand als auch die Offenheit gegenüber der jew. Forschungsmethode, was sich auf die Datenerhebung (Helfferich, 2009) und auch auf die Datenauswertung bezieht (Kruse, 2009a). Offenheit bedeutet damit zum einen, dass die Sozialforscher so lange und so weit wie möglich ihr eigenes theoretisches Hintergrundwissen «zurückhalten» (Verfremdungshaltung) bzw. nach dem Konzept der reflektierten Offenheit (Breuer, 2009) bzw. der reflektierten Subjektivität (Steinke, 1999) reflexiv kontrollieren müssen, um nicht meth. unkontrolliert selektiv wahrzunehmen, sondern um so weit wie möglich offen zu bleiben für die subj. Relevanzsetzungen der untersuchten Personen: Sinn soll via qual. Sozial- bzw. Interviewforschung (qualitative (Leitfaden-)Interviews) so weit wie möglich rekonstruiert werden, und nicht i. R. der Datenerhebungs- bzw. Auswertungsprozesse den Forschungsgegenstand hineingelegt werden, was jedoch selbst wiederum ein erkenntnistheoretisches Problem darstellt. Zum anderen impliziert das Prinzip der Offenheit auch, dass der Forschungsgegenstand die Wahl der konkreten Forschungsmethode bestimmt (Lamnek, 2010).