Prinzip der Prozessualität
[engl. principle of processuality; lat. procedere voranschreiten], [FSE, SOZ], das Prinzip der Prozessualität beinhaltet, dass die empirische Forschung im Allgemeinen als ein iterativ-zyklischer, d. h. spiralförmig-hermeneutischer Erkenntnisprozess gedacht werden muss, was bereist durch den amerikanischen Pragmatismus betont worden ist (Dewey, 2004) und sich auch in der modernen Erkenntnistheorie einer Kybernetik zweiter Ordnung wiederfindet (Foerster, 1993, Kruse, 2013). Diese Tatsache erhebt das Paradigma der qualitativen Sozialforschung zum methodologischen Grundsatz eben bereits innerhalb eines Sozialforschungsprojektes und verfolgt damit nicht nur einen sequenziellen Erkenntnisfortschritt zw. einzelnen Projekten, wie dies in der standardisierten Sozialforschung im Grundsatz nur möglich ist. Hierin liegt auch ein zentraler Unterschied zw. diesen beiden Forschungsparadigmen und eine unabweisbare Stärke des qual. Paradigmas gegenüber den standardisierten Forschungsverfahren: Erkenntnis wird iterativ-zyklisch in der bewusst sukzessiven Auseinandersetzung mit den Daten entwickelt, wie dies bes. deutlich wird im Forschungsprogramm der Grounded-Theory-Methodologie (Breuer, 2009). Hieraus folgt die Notwendigkeit, im Forschungsprozess immer wieder «nachzusteuern», den Erkenntnisprozess «nachzutrimmen» (Kruse, 2013), um sich dem Forschungsgegenstand empirisch immer stärker annähern zu können. Und dies macht auch die Anpassung der Erhebungsinstrumente sowie des qual. Samples qualitative Fallauswahl im Forschungsprozess notwendig, sprich: Die prozessuale «Nachjustierung» der Erhebungsinstrumente und die sukzessive Entwicklung des Samples – in der Grounded-Theory-Methodologie als theoretical sampling bezeichnet – im Forschungsprozess ist keine Not, sondern die Tugend sowie der Beleg für die Güte und den Erfolg qual. Sozialforschens in Hinblick auf die Generierung neuer Erkenntnisse.