Priorisierung
[engl. priorization; lat. prior der vordere], [GES], prägend für die Diskussion zur Priorisierung in der med. Versorgung war eine im Jahr 2000 von der Zentralen Ethikkommission bei der Bundesärztekammer veröffentlichte Stellungnahme, in der Priorisierung als die ausdrückliche Feststellung einer Vorrangigkeit best. Indikationen, Pat.gruppen oder Verfahren vor anderen definiert wurde. Sie beinhalte im Normalfall die Feststellung einer mehrstufigen Rangreihe, an deren oberen Ende das stehe, was nach Datenlage und öffentlichem Konsensus höchste Priorität habe, gleichzeitig an ihrem unteren Ende umstrittene oder nutzlose Interventionen oder geringfügige Gesundheitsstörungen. Priorisierung stellt damit ein eigenständiges, eigenwertiges Reflektionsprogramm dar. Sie ist somit prinzipiell unabhängig von der Diskussion um das Vorenthalten nützlicher bzw. notwendiger med. Leistungen («Rationierung»), auch wenn sie in politisch geprägten Diskussionen häufig syn. mit dem Begriff Rationierung verwendet wird. Priorisierung sollte Rationierung vorausgehen. Die nordischen Länder (Norwegen, Schweden, Finnland, Dänemark) sind ebenso wie der US-Bundesstaat Oregon oder auch die Niederlande Vorreiter in der Priorisierungsdiskussion. In Dt. hat der ehemalige Präsident der Bundesärztekammer und Vorsitzende des Bundesärztetages, Prof. Dr. med. Jörg-Dietrich Hoppe, auf dem Ärztetag 2009 in Mainz sowie den zwei nachfolgenden Ärztetagen die Priorisierungsdiskussion innerhalb der Ärzteschaft vorangetrieben, insbes. mit der Forderung der Einrichtung eines multidisziplinär besetzten Gesundheitsrates zur Festlegung von Prioritäten. Die Politik reagiert weitestgehend abweisend auf die Priorisierungsdiskussion. Erste Untersuchungen zur Vorstellungen von Pat. sowie Bürgern («Lübecker Bürgerkonferenz 2010») verweisen auf die gesellschaftliche Bedeutung der Priorisierungsdiskussion.