Professionalismus, ärztlich
[engl. professionalism; lat. professio öffentliche Erklärung, Beruf], [GES]. Ärztlicher Professionalismus beschreibt Haltungen und Fähigkeiten, die notwendig sind, um mit auf die eigene Person bezogenen, interpersonalen, institutionellen sowie gesellschaftlichen Herausforderungen im Beruf adäquat umgehen zu können. In dem multidimensionalen Konstrukt des Professionalismus werden versch. Kompetenzen zus.gefasst, die einen verlässlichen und vernünftigen Gebrauch von Kommunikation, Wissen, technischen Fähigkeiten, klin. Denken, Gefühlen, Werten und Reflexion derselben im klin. Alltag zum Wohle der beteiligten Individuen und der Gemeinschaft beinhalten (Epstein & Hundert, 2002). Professionelle Kompetenzen sind bereits im Hippokratischen Eid als Voraussetzungen ärztlichen Handelns beschrieben. Seit dieser Zeit gibt es viele versch. Versuche, das multidimensionale Konstrukt Professionalismus zu def. Eine einheitliche, internat. anerkannte Def. existiert bis dato nicht. Verschiedene Med.gesellschaften im Ausland, inzwischen auch in Dt., erstellten Def. Damit verbunden wurden professionelle Schlüsselkompetenzen, die in der med. Ausbildung ausgebildet werden sollten, beschrieben. Z. B. entwickelte das Royal College of Physicians and Surgeons of Canada im sog. CanMeds Framework 2005 (Frank, 2005) einen solchen Kompetenz- und Lernzielkatalog. Darin wird die Anwendung von den drei Bereichen: medizinisches Wissen, praktische Fähigkeiten und professionelle Haltungen in einer patientenorientierten Versorgung (Patientenorientierung) als Merkmale von med. Expertise charakterisiert. Die erforderlichen Kompetenzen werden in sechs Rollenfunktionen des Arztseins zus.gefasst: der Arzt als Gelehrter, als Kommunikator, als Mitglied eines Teams, als Gesundheitsberater und -fürsprecher, als Verantwortungsträger und Manager sowie als professionell Handelnder. Dieses Kompetenz-Rahmenwerk wird internat. in versch. Ländern auf die jew. nationalen Gegebenheiten angepasst und implementiert. So wird in Zusammenarbeit mit dem med. Fakultätentag (MFT) und der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) in Deutschland der Nationale Kompetenzbasierte Lernzielkatalog Medizin & Zahnmedizin entwickelt.
Das Royal College of Physicians UK definiert ärztlichen Professionalismus als Reihe von Werten, Verhalten und Beziehungen, die das Vertrauen der Öffentlichkeit in Ärzte untermauern [www.rcplondon.ac.uk/]. Europ. und amerik. Fachgesellschaften einigten sich 2002 in ihrem Physician's charter on professionalism (Frank 2002) auf neun Verantwortlichkeiten, die in dem Begriff ärztlicher Professionalismus beinhaltet sind: Professionelle Kompetenz mit lebenslangem Lernen, Ehrlichkeit mit Pat. mit u. a. Zugeben von med. Fehlern, Schweigepflicht, adäquates Beziehungsverhalten mit Vermeiden von sexuellen Übergriffen, finanzieller Vorteilnahme, Qualitätsverbesserung, gerechter Verteilung endlicher Ressourcen, Weiterentwicklung med. Wissens, ehrlicher Umgang mit Interessenskonflikten, Entwicklung von professioneller Zusammenarbeit. Professionalisierung, ärztliche.