Proust-Effekt
[EM, KOG], bezieht sich auf das Konzept, dass Gerüche die Fähigkeit besitzen, eine Erfahrung von wieder erlebten, emotionalen und alten autobiografischen Erinnerungen hervorzurufen. Der Name dieses Effekts geht zurück auf eine Episode in Marcel Prousts Roman Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, in welcher die Erfahrung einer wieder erlebten, extrem lebendigen, lange vergessenen Erinnerung beschrieben wird. Ein häufig gebrauchtes Akronym zur Beschreibung autobiografischer Erinnerungen, die durch Gerüche hervorgerufen werden, ist LOVER. Es ist jedoch noch unklar, ob das LOVER-Akronym exakt den Proust-Effekt bez. oder ob es eine umfassende Beschreibung aller relevanten Unterschiede zw. autobiografischen Erinnerungen, die durch Gerüche hervorgerufen werden, und Erinnerungen, die durch andere Arten von Hinweisreizen ausgelöst werden, darstellt. Die Ursachen des Proust-Effekts sind unbekannt, aber einige Forschende führen die einzigartigen anatomischen Verbindungen zw. dem primären olfaktorischen Kortex (Gehirn), dem limbischen System und dem Hippocampus als mögliche direkte Ursachen an. Andere mögliche Ursachen für den Proust-Effekt gehen auf die Gegebenheit zurück, dass bei der Erinnerung von Gerüchen das Auftreten von proaktiver Interferenz wahrscheinlicher ist als bei Erinnerungen, die durch andere Reize ausgelöst werden. Gerüche könnten zu einem direkten Abruf autobiografischer Erinnerungen führen, dem eine mühevollere zyklische Suche vorangeht, oder Probanden könnten die Qualität ihrer Erinnerungen fälschlicherweise darauf beziehen, wie sie die Gerüche im experimentellen Setting wahrnehmen.