Prüfungsforschung, Examensforschung
[engl. research on examination], [PÄD], Sammelbez. für empirische Untersuchungen und theoretische Erklärungsansätze aus Pädagogik, Ps., Soziologie und Med., die sich – bes. seit den 1930er-Jahren – mit der Leistungsproduktion und -bewertung (Leistung) in Prüfungssituationen befassen. Während in älteren Arbeiten (Hartog & Rhodes, 1936) die Frage der Messqualität von Prüfungen im Vordergrund stand (Gütekriterien), kamen später Fragen der Prüfungsgestaltung (Gruppenprüfung, Öffentlichkeit, kumulative Prüfung) sowie der gesellschaftlichen Funktion und Legitimation des Prüfwesens (Kvale, 1972) hinzu. Empir. Untersuchungen haben wiederholt gezeigt, dass die messmethodische Qualität von in freier Form verfassten schriftlichen Prüfungsarbeiten (Aufsätze, Essay-Tests) sowie von mündlichen Prüfungen die oft weit reichenden Konsequenzen nicht rechtfertigt, die aus ihnen abgeleitet werden. Mehrere unabhängige Beurteiler derselben Arbeit oder Prüfung korrelieren (Korrelation) in ihren Urteilen nur mittelhoch (Beurteilerübereinstimmung), die Noten streuen oft über die gesamte Skala. Verschiedene Prüfungsformen (mündlich, schriftlich, multiple choice (Multiple-Choice-Antwortformat), praktisch) korrelieren auch beim selben Prüfungsgegenstand oder -fach nur schwach, der Vorhersagewert von Prüfungen für den späteren Ausbildungs- oder Berufserfolg ist demnach meist gering. Unter den Faktoren, die die Leistungsproduktion beim Kandidaten (meist neg.) beeinflussen, hat die Prüfungsangst besondere Beachtung gefunden (Gärtner-Harnach, 1973). Eine Reihe von Faktoren können den Urteilsprozess und sein Ergebnis beim Beurteiler (Prüfer, Beisitzer, Protokollant) beeinflussen wie Vor- oder Zusatzinformationen über den Kandidaten, Abfolge der Kandidaten, Tagesschwankungen, Person und Verhalten des Mitprüfenden (Engemann, 1981). Die Kritik des Prüfungswesens hat bisher jedoch kaum zu faktischen Veränderungen geführt. Bildungsforschung, Lerndiagnostik, Lernerfolgsmessung.