Psychoneuroimmunologie

 

[engl. psychoneuroimmunology; gr. ψυχή (psyche) Seele, gr. νεῦρον (neuron) Nerv, lat. immunis frei, unberührt, gr. λόγος (logos) Lehre], [BIO], dieser noch relativ junge interdisziplinäre Forschungsbereich befasst sich mit den Wechselbeziehungen zw. dem NS (Nervensystem), dem Hormonsystem (Hormone, endokrines System), dem Immunsystem und psych. Prozessen. Das Immunsystem reagiert auf neurochemische Signale von Nerven- und Hormonsystemen. Andererseits werden Funktionen des Nerven- und Hormonsystems von Signalmolekülen des aktivierten Immunsystems beeinflusst. Die Existenz dieser Wechselbeziehungen bildet die exp. Grundlage für die Erforschung von Verhaltenseffekten auf das Immunsystem bzw. von Auswirkungen immunologischer Prozesse auf das Verhalten. Die Erforschung dieses komplexen Netzwerks wird in enger Kooperation von Immunologen, Endokrinologen, Physiologen, Pharmakologen, Psychologen, Onkologen und Psychiatern betrieben. Während die Immunologie primär die autoregulativen Prozesse zw. den und innerhalb der einzelnen Zellen des Immunsystems untersucht, befasst sich die Psychoneuroimmunologie weiter mit deren Wechselwirkungen zum psych. Verhalten und den Funktionen des NS.

1964 prägt G. F. Solomon den Begriff der Psychoneuroimmunologie in seiner Arbeit über den Zus.hang zw. EmotionenKrankheit und Immunreaktion, in der er nachweisen konnte, dass die Autoimmunkrankheit der rheumatoiden Arthritis insbes. bei den Familienmitgliedern zum Ausbruch kam, die deutlich mehr psych. Belastungen hilflos ausgeliefert waren (Solomon & Moos, 1964). In den 1970er-Jahren konnten Ader & Cohen (1975) eine bereits von der Pawlow’schen Schule beschriebene Entdeckung wiss. belegen, dass nämlich Immunreaktionen klassisch konditionierbar sind (Konditionierung, klassische). Mit dieser Arbeit, die zugleich Auslöser für eine schnell wachsende Forschungstätigkeit auf diesem Gebiet war, führten sie den heute gebräuchlichen umfassenderen Begriff Psychoneuroimmunologie ein. Aufgrund dieser Grundlagenerkenntnisse wurde erklärbar, warum psych. und psychoth. Prozesse sich nachweisbar auf körperliche Funktionen auswirken oder auch Stress die Immunfaktoren neg. beeinflussen kann: z. B. Absinken der Konzentration von sekretorischem Immunglobulin A im Speichel und bei chronischem Stress die vermehrte Ausschüttung von Glukokortikoiden (wirken immunsuppressiv). Anwendungsbereiche der Psychoneuroimmunologie werden bisweilen auch als integrative Med. bez.

Inzw. ist bekannt, dass das NS und das Immunsystem an versch. Knotenpunkten in enger funktioneller Wechselwirkung stehen. Botenstoffe des NS wirken auf Immunzellen, und solche des Immunsystems beeinflussen das NS. Typ. neuronale Botenstoffe scheinen auch in Immunzellen und typische Immunzellbotenstoffe ebenfalls in Neuronen gebildet werden zu können. Dies wird als eine weitere Dimension komplexer neuroimmunologischer Interaktion angesehen. Funktionelle Wechselwirkungen zw. NS und Immunsystem sind nicht nur für physiol. Reaktionen, sondern auch bei versch. Erkrankungen wie chronisch schmerzhaften Entzündungen (Arthritis, Pankreatitis), degenerativen Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen und Virusinfektionen des NS von fundamentaler Bedeutung.

 

Referenzen und vertiefende Literatur

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