Psychoonkologie
[engl psycho-oncology; gr. ψυχή (psyche) Seele, ὄγκος (ogkos) Schwellung], syn. psychosoziale Onkologie, [GES, KLI], die Psychoonkologie ist ein eigenes Arbeitsgebiet in der Med., das sich mit dem Erleben und Verhalten sowie den psych. und sozialen Ressourcen von Krebspat., deren Behandlung sowie damit verbundenen Problemlagen befasst. Aufgabe der Psychoonkologie ist es, die Bedeutung psychol. und sozialer Faktoren in der Entstehung (Ätiologie), Früherkennung, Diagnostik, Behandlung, Rehabilitation, Nachsorge sowie im gesamten Verlauf einer Tumorerkrankung wiss. zu untersuchen und die gewonnenen Erkenntnisse in der Versorgung der Pat. nutzbar zu machen und in konkrete Unterstützungs- und Behandlungsangebote umzusetzen (Holland et al., 2010). Die Psychoonkologie versteht sich als ein interdisziplinäres Arbeitsgebiet, in dem versch. Berufsgruppen, insbes. Psychologen, und andere Fachdisziplinen zus.arbeiten und ihre jew. Fachexpertise einbringen (Koch & Weis, 2009). Nach heutigen Erkenntnissen wird davon ausgegangen, dass Krebserkrankungen multifaktoriell bedingt sind und das Ergebnis eines komplexen Zus.spiels von biol.-genetischen Faktoren, Umwelteinflüssen und Lebensstil (v. a. Ernährung, Bewegung, Gesundheitsverhalten) darstellen. Die Annahme einer Entstehung der Krebserkrankung primär durch psychogene Faktoren, wie bspw. durch in den Anfängen psychoonkologischer Forschung angenommene Verursachung durch Verlustereignisse, seelische Konflikte oder Persönlichkeitsmerkmal («Krebspersönlichkeit»), konnte in zahlreichen wiss. Studien nicht bestätigt werden (Garssen, 2004). Trotz vielfältiger Fortschritte in der psychoneuroimmunologischen Forschung zur Untersuchung der Leib-Seele-Wechselwirkungen fehlt es bislang auch an überzeugenden Daten für die Annahme, dass Krebs durch psychosozialen Stress entstehen kann. Der Schwerpunkt der Psychoonkologie liegt heute in der Untersuchung der Bedeutung der Krankheitsbewältigung und der psychosozialen Belastungen (Tumorerkrankung, psychosoziale Belastung) für die Anpassung und den Verlauf der Erkrankung sowie in der Entwicklung von geeigneten Maßnahmen und Interventionen (Beratung, psychologische, Psychoedukation, Einzeltherapie und Gruppentherapie) zur Unterstützung der Pat. Da sich insbes. depressive Störungen (Depression) infolge einer Tumorerkrankung neg. auf den Verlauf auswirken können, ist die frühzeitige Erkennung und gezielte Behandlung psych. Folgeprobleme bei Tumorpat. eine zentrale Aufgabe der Psychoonkologie. Eine psychoonkologische Beratung und bedarfsgerechte Behandlung von psychosozialen Problemlagen (psychoonkologische Interventionen) ist heute ein unverzichtbares Element einer modernen Krebstherapie und wird in der Akutbehandlung, Rehabilitation und Nachsorge in versch. Institutionen angeboten. Erschöpfungssyndrom, Tumorassoziiertes