Psychopharmaka, Fahrtüchtigkeit

 

[engl. driving capability Fahrtüchtigkeit], [PHA]Psychopharmaka können die Fahrtüchtigkeit/-tauglichkeit beeinträchtigen. Eine einmalige Applikation von Psychopharmaka ist dabei zeitlich begrenzt und betrifft somit zunächst nur die Fahrtüchtigkeit (State-Variable), dagegen beeinflusst eine überdauernde Einnahme bei chronischen Erkrankungen evtl. die Fahrtauglichkeit (Trait-Variable). Unbedingt ist aber zu beachten, dass bei vielen Erkrankungen die Fahrtauglichkeit durch die entspr. Medikation erst (wieder)hergestellt werden kann (Netto-Effekt der Medikation). Nach den BegutachtungsleitlinienzurKraftfahrereignung der Bundesanstalt für Straßenwesen 2009 (Kaußner & Krüger, 2012) ist entscheidend, ob die medikamentöse Therapie fahrrelevante psychophysiol. Leistungsbeeinträchtigungen mit sich bringt. Dies kann empirisch durch epidemiologische (Epidemiologie) oder exp. Studien (Experiment) untersucht werden. Letztere sind als zielführender anzusehen, da die meisten Substanzen (anders als Alkohol) im Feld zu selten auftreten, insbes. wenn innerhalb von Medikamentklassen nach einzelnen Substanzen oder Dosierungen differenziert werden soll. Experimente sind bes. aussagekräftig, wenn versch. Substanzen mit vergleichbaren Versuchsanordnungen getestet werden. I. d. R. bestehen aber sehr große Unterschiede zw. den Studien (und v. a. in der Operationalisierung von Fahrtüchtigkeit/-tauglichkeit). Dann bietet die Metaanalyse einen sehr attraktiven Zugang zur Bewertung. Allerdings ist die Datenbasis bislang noch sehr dünn, v. a. bzgl. Studien mit Mehrfachapplikationen (Toleranzentwicklung) und Pat. (Netto-Effekt). Einen Überblick zu Methodik und Befunden geben Kaußner & Krüger (2012). Basierend auf der akt. Datenlage und Expertenurteilen wurden im EU-Projekt DRUID über 1500 im europäischen Handel erhältliche Substanzen bzgl. ihres Einflusses auf die Fahrtüchtigkeit/-tauglichkeit in vier Kategorien (no–minor–moderate–severe) unterteilt. Die größte Gefahr geht von Tranquillanzien und Hypnotika aus. Generell als kritisch zu bewerten sind Therapiebeginn und -ende sowie Dosisveränderungen und Umstellungen.

Referenzen und vertiefende Literatur

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