Psychostimulanzien
[engl. psychostimulants; gr. ψυχή (psyche) Seele, lat. stimulare antreiben, reizen], [PHA], Untergruppe der Psychoanaleptika, psychotrope Stoffe mit stimulierender Wirkung auf das ZNS (Nervensystem), i. d. R. schon nach einmaliger Gabe. Kennzeichnend sind Erhöhung der subj. Aktiviertheit, Beseitigung von Müdigkeit, Leistungsverbesserung, v. a. hinsichtlich der Geschwindigkeit, nicht unbedingt der Genauigkeit, Verbesserung der Stimmung, jedoch bei hohen Dosen oft Missstimmung (Dysphorie). Die meisten Stoffe haben auch sympathikomimetische Wirkungen (Sympathikomimetika), daher auch vegetative Symptome wie Herzklopfen. Klin. bedeutungsvoll ist die appetithemmende Wirkung der meisten Psychostimulanzien. Nach Abklingen der Wirkung häufig Zustände, die denen in der Wirkungsphase entgegengesetzt sind, etwa Müdigkeit und schlechte Stimmung (sog. Rebound-Effekt). Bei längerem Gebrauch Abhängigkeit, bes. bei Amphetaminen; bei einigen Gruppen nur Missbrauch (z. B. Coffein). Die wichtigsten Gruppen sind Kokain, die Amphetamine (z. B. Methamphetamin) und Nichtamphetamine wie Methylphenidat, Fenetyllin, deren Wirkung über eine Erhöhung von Noradrenalin und Dopamin an den entspr. Synapsen vermittelt wird. Coffein, das zu den Methylxanthinen zählt, wirkt über die Blockade der Adenosinrezeptoren. Ein untypischer Stoff wegen geringer subj. Aktivierung ist Pemolin. Psychostimulanzien (v. a. Methylphenidat) werden bei der Therapie von Kindern mit Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) eingesetzt. Einsatz als Appetitzügler fanden früher einige Substanzen dieser Gruppe (Fenfluramin, Phenmetrazin). Von den Psychostimulanzien schwer abzugrenzen sind die zentralen Stimulanzien (Analeptika), die die Erregtheit des ZNS erhöhen und in hohen Dosen zu zerebralen Krampfanfällen führen (Picrotoxin, Pentetrazol). Auch Stoffe aus der Gruppe der Antidepressiva können stimulierende Wirkungen über eine Erhöhung der Verfügbarkeit von Noradrenalin entfalten, so z. B. Atomoxetin.