Rebound-Effekte

 

[engl. rebound effects], syn. carbon leakage, Jevons' paradox, [SOZ, WIR], beschreiben in der Umweltps. die Kompensation von Einsparungen bzgl. Energie, Geld oder Zeit durch zusätzlichen Konsum. Rebound-Effekte über 100% werden auch backfire genannt. Die historischen Wurzeln liegen in der Beobachtung von Jevons (1865), wonach technologische Verbesserungen bei der Nutzung von Kohle deren Verbrauch nicht verringerten, sondern durch eine Ausweitung der Nutzungsbereiche erhöhten. Direkte Rebound-Effekte reduzieren Effizienzgewinne bei der Nutzung einer Ressource durch verstärkten Konsum derselben Ressource (mit einem effizienteren Fahrzeug erzielte Einsparungen rechtfertigen eine höhere Fahrleistung, sog. moral hazard; bei sparsamen Leuchtmitteln ist es vertretbar, die Lichtstärke zu erhöhen oder sie länger brennen zu lassen, sog. moral leaking). Bei indirekten bzw. gesamtwirtschaftlichen Rebound-Effekt bezieht sich der erhöhte Konsum auf eine andere Ressource oder einen anderen Wirtschaftszweig (eine Einsparung im Energiebereich wird in einen Kurzstreckenflug investiert; ökologisch einwandfreier Konsum entschuldigt den Konsum eines ökologisch bedenklichen Produkts, sog. moral licensing). Wenn Effizienzsteigerungen die Optimierung ökonomischer und sozialer Prozesse ermöglichen, so spricht man von strukturellen Rebound-Effekten; neben den Ressourcen Energie und Kapitel kann auch der Faktor Zeit ein wichtiges Element darstellen (Santarius, 2015).

Die psychol. Forschung konzentriert sich vorwiegend auf direkte Rebound-Effekte in den Bereichen Raumtemperierung und Verkehr. Rebound-Effekte sind demnach abhängig u. a. vom Grad der bereits erzielten Befriedigung relevanter Bedürfnisse sowie von den wahrgenommenen Einsparungen bzw. den dadurch bewirkten Veränderungen von Einstellung und Normen. Zudem können Einsparungen zu höherer wahrgenommener Verhaltenskontrolle (finanzieller Spielraum) und so zu tendenziell größeren Rebound-Effekte führen. Stabile Gewohnheiten können Rebound-Effekte entgegenwirken.

[KLI], starke Reaktion auf das Absetzen eines Medikamentes (Psychostimulanzien).

[SOZ], Verstärkung von Stereotypen durch den Versuch, diese bewusst zu unterdrücken.

Verkehrsps.: Kompensation neuer Sicherheitsreserven durch vermehrt risikobehaftetes Verhalten (Risiko-Homöostase).

Referenzen und vertiefende Literatur

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