Regulationsfokustheorie
[engl. regulatory focus], [EM], von Higgins (1997) geprägter Begriff für Selbstregulationsstile). Die Regulationsfokustheorie postuliert zwei Fokusse, die sich hinsichtlich ihrer Entstehung und ihrer Auswirkungen auf diverse Aspekte motivierten Verhaltens (Motivation, Verhalten) unterscheiden.
Der Promotionsfokus (promotion focus) ist gekennzeichnet durch das Anstreben von pos. Ergebnissen. Er entsteht durch eine Erziehung, der die Befriedigung von Pflege- und Ernährungsbedürfnissen (nurturance needs) sowie Fortschritt, Wachstum und die Entwicklung der Fähigkeiten des Kindes ein Anliegen sind. Sie richtet sich nach Vorstellungen davon, wie das Kind idealerweise sein sollte, und belohnt bzw. bestraft (Belohnung, Bestrafung) durch das Geben und Nehmen von pos. Konsequenzen. Dementspr. werden Idealvorstellungen (Ideal-Selbst, Selbstdiskrepanz) und Belohnungen zu bevorzugten Zielen von Personen mit einem Promotionsfokus und kann ein solcher auch situativ durch Hinweise auf mögliche Gewinne oder Nichtgewinne induziert werden. In Bezug auf die Informationsverarbeitung zeigt sich ein Promotionsfokus in einer risikoreichen Strategie, die sicherzustellen versucht, dass möglichst viele Treffer erzielt und keine Auslassungsfehler begangen werden (Signaldetektionstheorie). Entspr. werden im Verhalten vermehrt Annäherungsstrategien gewählt, die ein Erreichen des Ziels garantieren sollen. Zudem führen Schwierigkeiten nicht zum Aufgeben, sondern zu Leistungssteigerungen. Für Personen mit einem Promotionsfokus gelten auch die Vorhersagen der gängigen Erwartung-Wert-Theorien (Entscheiden), da sie möglichst wertvolle Ziele (Ideale) anstreben, die gleichzeitig aber auch erreichbar sein müssen. Beim Erreichen oder Verfehlen dieser Ziele wie auch bei der Evaluation zielrelevanter Reize bewegen sich die Emotionen dieser Personen auf der Dimension Freude (Glück, Zufriedenheit, Wohlbefinden) – Trauer, Enttäuschung (Ärger), Unzufriedenheit).
Der Präventionsfokus (prevention focus) ist hingegen gekennzeichnet durch das Anstreben von nicht neg. Ergebnissen. Er entsteht durch eine Erziehung, der die Befriedigung von Sicherheitsbedürfnissen (security needs), Schutz, Verantwortlichkeit und Verpflichtungen wichtig sind. Sie richtet sich danach, welchen Normen das Kind genügen sollte, und bestraft bzw. belohnt durch das Geben und Nehmen von negativen Konsequenzen. Dadurch werden Normvorstellungen (Soll-Selbst) und Nichtbestrafungen zu bevorzugten Zielen von Personen mit einem Präventionsfokus und lässt sich ein solcher durch Hinweise auf mögliche Verluste oder Nichtverluste situativ erzeugen. Bezüglich der Informationsverarbeitung zeigt sich ein Präventionsfokus in einer konservativen Strategie, die möglichst viele korrekte Verneinungen und möglichst wenige falsche Alarme erreichen will. Folglich werden im Verhalten eher Vermeidungsstrategien genutzt, die ein Nichterreichen des Ziels verhindern sollen, und wird bei Schwierigkeiten relativ schnell aufgegeben, damit keine Fehler passieren. Da Personen mit einem Präventionsfokus häufig Ziele mit einem normativen Charakter verfolgen, verkehrt sich bei ihnen die gängige Erwartung-Wert-Verknüpfung ins Gegenteil: Sie versuchen nicht, das Produkt der beiden Variablen zu maximieren, sondern handeln dann, wenn das Ziel entweder sehr einfach zu erreichen oder aber so wertvoll ist, dass die Erreichbarkeit kaum mehr eine Rolle spielt (Risikowahl-Modell). Bei Erfolgen, Misserfolgen und der Bewertung von zielrelevanten Reizen bewegen sich die Emotionen dieser Personen auf der Dimension Entspannung (Beruhigung, Erleichterung, Sicherheit) – Anspannung (Unruhe, Bedrohung, Ängstlichkeit).
Beide Foki können sowohl bei günstigen als auch bei ungünstigen Erfolgserwartungen vorkommen. Zudem sind beide Foki in Verbindung mit der Annäherung an erwünschte (Gewinne, Nichtverluste) oder der Vermeidung von unerwünschten Zielen (Nichtgewinne, Verluste) vorstellbar. Approach/Inhibition Theory of Power.