Risikokommunikation, gesundheitsbezogene

 

[engl. health related risk communication], [GES, SOZ], bezeichnet die Verbreitung von Informationen über Gefahren und Bedrohungen. Sie dient allgemein der Identifikation, der Beschreibung bzw. Erklärung und der Bewertung sowie dem Management von Risiken und ist ein wichtiger Begriff in versch. Anwendungsfeldern der Ps. (z. B. Allgemeine, Umwelt-, Sozial-, Gesundheits- und Verkehrsps.). Wichtige Bezugsbegriffe umfassen die Risikowahrnehmung, -beratung und -prävention. Gesungheitsbezogene Risikokommunikation vor, während und/oder nach einer Krise soll die Adressaten adäquat über Art und Ausmaß einer Bedrohung und die geeigneten Vorsorge- und Schutzmaßnahmen informieren. Schwerpunkte der gesundheitsbezogenen Risikokommunikation sind die Information über Risiken, das Initiieren von Verhaltensänderungen und Vorsorgemaßnahmen, die Information bei Notfällen und Katastrophen sowie der Prozess der gemeinsamen Problem- und Konfliktlösung (Organisation von Kommunikationsprozessen, Lösungssuche bei gesellschaftlichen Konflikten, gesundheitsbezogene Risikokommunikation als Dialog). Gesundheitsbezogene Risikokommunikation basiert auf psychol., soziol. und kommunikationstheoret. Prinzipien und Modellen (Furcht- und Informationsappelle, Furchtappelltheorien). Risikominimierendes Verhalten ist das Resultat eines komplexen Evaluationsprozesses. Dieser beinhaltet Beurteilungen hinsichtlich der Umsetzung von Handlungsmöglichkeiten und der Gefahrenerkennung sowie der indiv. Bewertungs- und Entscheidungsprozesse (Entscheiden) hinsichtlich eines Risikos. Ferner spielen persönliche Eigenschaften (Persönlichkeitsmerkmal), vorausgehende Einstellungen sowie die Einbettung in den sozialen und gesellschaftlichen Kontext eine Rolle. Merkmale einer gesundheitsbezogenen Risikokommunikation sind Verständlichkeit, Berücksichtigung von Vorwissen (Wissen), Einstellungen und Erwartungen der Empfänger, Glaubwürdigkeit von Warnhinweisen, Glaubwürdigkeit von Sendern, Vermeidung von widersprüchlichen Informationen und Effektivität der empfohlenen Schutzmaßnahmen und Umsetzbarkeit.

I. e. S. bez. gesundheitsbezogene Risikokommunikation ein zentrales Element i. R. der Partizipativen Entscheidungsfindung, insbes. bei sog. präferenzsensitiven gesundheitsbezogenen Entscheidungen. Laien, aber auch Fachleute (z. B. Ärzte) schätzen sehr oft Risiken im Hinblick auf die Gesundheit oder die Wirkung von Behandlungen nicht korrekt ein. Um eine gut informierte Entscheidung zu unterstützen, sollten Vor- und Nachteile bzw. Nutzen und Risiken unterschiedlicher diagn. oder therapeutischer Optionen in Form von Wahrscheinlichkeiten gegeneinander abgewogen werden. Den Nutzen einer Behandlung kann man primär in drei unterschiedlichen Formen ausdrücken: als Relative Risiko Reduktion (RRR), als Absolute Risiko Reduktion (ARR) oder als Anzahl der Personen, die behandelt werden müssen, um einen Todes-/Krankheitsfall zu verhindern (NNT = number needed to treat). Diese Angaben sollten mit konstanten und für Pat. verständlichen Bezugsgrößen und Zeiträumen dargestellt werden. Bsp.: «Mit dem Angebot eines Darmkrebs-Screenings (z. B. durch eine Darmspiegelung) erhalten pro Jahr (oder über 10 Jahre) von 1000 anspruchsberechtigten Personen X Personen eine Darmkrebsdiagnose und X Personen sterben an Darmkrebs. Ohne Screening wären es X von 1000 Personen pro Jahr (über 10 Jahre)». Zur Unterstützung der gesundheitsbezogenen Risikokommunikation im gesundheitsbezogenen Kontext eignen sich insbes. Medizinische Entscheidungshilfen (decision aids), in denen Risiko und Nutzen schriftlich mit Text und Abbildungen dargestellt werden. Probleme können in der Kommunikation im Hinblick auf die Nachvollziehbarkeit von Wahrscheinlichkeiten, den Einfluss des Framings und der Form der Darstellung von Wahrscheinlichkeiten auf die Entscheidung, die Transformation von Wahrscheinlichkeiten in binäre Ereignisse und den Wunsch nach Gewissheit bei den beratenen Personen entstehen. Risikokommunikation, kognitionspsychologische.

Referenzen und vertiefende Literatur

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