Ritualisierung

 

[engl. ritualization; lat. ritualis den religiösen Brauch betreffend], auch Ritualisation (Formalisierung einer Instinkthandlung), [KOG], bez. (nach A. Huxley 1914) jede Veränderung einer Verhaltensweise im Dienste einer Signalfunktion. Dazu gehört auch der stammesgeschichtliche Prozess, durch den sich ursprünglich neutrale Verhaltensweisen wie Übersprungshandlungen (Übersprung, Übersprungshandlung) oder Intentionsbewegungen an ihre neu übernommenen Signalfunktionen anpassen. Veränderung eines Verhaltensmusters zum Signal, zur Signalhandlung, die nun der innerartlichen Kommunikation dient. Sehr oft wurden Bewegungen, die einem Angriff vorangehen, zu Drohbewegungen. Aus dem Öffnen des Mauls als Intention des Zubeißens wurde das drohende Zähnezeigen und Zähnefletschen vieler Raubtiere und Nager. In dieser Weise werden im Kommentkampf z. B. viele agonistische Verhaltensweisen, die den Gegner beschädigen oder töten können, zu reinen Drohgebärden ritualisiert (z. B. Kommentkämpfe der Hirsche). Der Prozess der Ritualisierung zielt stets darauf ab, die Signalhandlung auffälliger, deutlicher und unverwechselbar werden zu lassen. (1) Durch Übertreibung (z. B. aus Nistverhalten): Haubentaucherpärchen tauchen in der Paarungszeit nach einem Büschel Wasserpflanzen, die jetzt jedoch nicht als Nistmaterial verwendet, sondern in einer hoch aufgerichteten Balzstellung gegenseitig präsentiert werden. (2) Durch rhythmische Wiederholung der Bewegung oder Lautäußerung. Viele Eidechsen balzen oder drohen mit rhythmischen Nickbewegungen. (3) Durch Hinzutreten morphologischer Auslöser. Z. B. ist bei der Winkerkrabbe, die – wie bei Krabben üblich – das Winken mit der Schere (Waffe) zum Drohen gegen Artgenossen oder auch bei der Balz verwenden, eine Schere der Männchen zur Winkschere vergrößert.

Video zum männlichen Ausdruckstanz (Afrika): https://www.youtube.com/watch?v=RDJDX-FuKHc.

Referenzen und vertiefende Literatur

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