rollentheoretische Persönlichkeitsauffassung
[engl. role-theoretic conception of personality], [PER, SOZ], aus der Tatsache, dass ein Individuum im Laufe des Sozialisationsprozesses in versch. Positionen und Rollen hineinwächst, die seine Eigenart kennzeichnen, ergibt sich die Möglichkeit, Persönlichkeit als «Schnittpunkt» aller Positionen, die sie in einem sozialen Gefüge innehat, bzw. als System von internalisierten Rollen zu beschreiben. Ausgangspunkt der Definition von Persönlichkeit i. d. S. ist somit nicht das Individuum, sondern die Kultur, die Gesellschaft bzw. die Interaktion ihrer Mitglieder (soziale Interaktion). Rolle als Einheit der Kultur ist dann die strukturierte Abfolge gelernter Handlungen, ausgeführt von einer Person in einer Interaktion (Sarbin). R. B. Cattell spricht i. R. seines Persönlichkeitssystems u. a. von role traits als einer Klasse dynamischer Merkmale des Menschen. Er versteht darunter Merkmale, die mit der Rolle einhergehen, die Menschen in der Gesellschaft bzw. in ihrer sozialen Gruppe übernehmen. Der Mensch hat bereits (als Vater, Lehrer, Taubenzüchter …), insofern er diese Rolle einnimmt, spezif. Merkmale, die sein Verhalten «determinieren». Dem Einwand, dass die Fassung von Persönlichkeit soziale Determinanten überbetone, damit mögliche interindiv. Differenzen vernachlässige, begegnen Vertreter der Rollentheorie mit der Annahme einer indiv. versch. «Rollenselbstdeutung» oder mit der Def. von Persönlichkeit als «Handlungssystem», das aus der Interaktion von Selbst und Rolle entsteht (Sarbin).