Satzlernen

 

[engl. sentence learning], [KOG], bezieht sich darauf, wie Sätze kogn. repräsentiert (Kognition, Repräsentation), gespeichert und behalten werden. Die Forschung zum Satzlernen geht davon aus, dass Wörter im Verarbeitungsprozess nach best. syntaktischen (Syntax) und semantischen (Semantik) Ordnungsgesichtspunkten strukturiert und aufeinander bezogen werden, und fragt danach, welchen Einfluss syntaktische und semantische Satzstrukturen auf das Behalten von Sätzen haben.

Die Forschung hat sich zunächst auf die Frage der syntaktischen Verarbeitung konzentriert und sich dabei auf die in der Linguistik von Noam Chomsky entwickelte generative Grammatik gestützt. Die generative Grammatik ist ein Regelsystem, das auf mehreren Abstraktionsstufen die logische Kombinierbarkeit von grammatikalischen Wortklassen zur Generierung einer unbegrenzten Anzahl von Sätzen beschreibt. Relevant für die Ps. ist insbes. die Unterscheidung zw. Tiefenstruktur und Oberflächenstruktur geworden, wobei Erstere sich auf den Sinn des Satzes, Letztere sich auf die sprachliche Verpackung bezieht; Sätze mit gleicher Tiefenstruktur können also an der Oberfläche unterschiedlich realisiert sein (z. B. als Passiv- oder Aktivsatz). Die Verbindung zwischen Oberflächen- und Tiefenstruktur wird mittels Transformationsregeln (generative Transformationsgrammatik) hergestellt, die angeben, wie die Tiefenstruktur oberflächenstrukturell realisiert werden kann. Die Ps. hat in einer Fülle von Experimenten die ps. Relevanz der syntaktischen Tiefenstruktur nachgewiesen. Z. B. sind Sätze umso schwieriger zu behalten, je mehr Transformationen erforderlich sind, um aus einem tiefenstrukturellen Satz einen Satz an der Oberfläche zu erzeugen. Allerdings ist auch deutlich geworden, dass für das Satzlernen die Semantik in Relation zur Syntax eine deutlich gewichtigere Rolle spielt. Die Syntax wird offensichtlich nur zur Dekodierung der Satzbedeutung herangezogen und wird dann vergessen. Dies wurde später durch die sog. konzeptuelle Regenerierungshypothese bestätigt, nach der die semantische Information die Basis für das kurzfristige Behalten von Sätzen darstellt und im Normalfall länger verfügbar ist als die syntaktische, phonologische oder visuelle Satzinformation.

Die semantische Struktur eines Satzes wird seit den 1970er-Jahren als tiefenstrukturelle Relation zwischen einem Prädikat (Prädikat; Zustände, Ereignisse, Eigenschaften) und den von ihm implizierten Argumenten (Argument; Objekte, Personen, Sachverhalte) beschrieben. Die semantische Satz-Verarbeitung besteht danach in der Extraktion von Prädikat-Argument-Strukturen (auch: Propositionen; Prädikat-Argument-Struktur, Propositionen) aus der zugrunde liegenden Satzstruktur. Die psychol. Relevanz dieser ursprünglich aus der linguistischen Kasusgrammatik stammenden Verarbeitungseinheiten ist exp. bestens belegt. Daher wird heute übereinstimmend davon ausgegangen, dass bei der semantischen Verarbeitung von Sätzen Wortfolgen zu propositionalen Einheiten integriert und im Gedächtnis abgebildet werden. In Bezug auf die Rolle, die syntaktische Informationen bei der Extraktion von Propositionen spielen können, ist noch nicht abschließend geklärt, zu welchem Zeitpunkt im Verarbeitungsprozess die syntaktische Information für die Decodierung der Satzbedeutung herangezogen wird. Außerdem wird vermutet, dass eine komplette syntaktische Analyse ohnehin nur dann vorgenommen wird, wenn die Satzbedeutung im ersten Anlauf nicht erfasst wird. Textlernen.

Referenzen und vertiefende Literatur

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