Schließen, deduktives

 

[engl. deductive reasoning; lat. de von ... her, ducere führen, leiten], [KOG], beim deduktiven Schließen wird aus Prämissen eine Schlussfolgerung gezogen. Sie ist gültig, wenn die Prämissen gültig sind und der Schluss korrekt gezogen wird. Bsp. sind das Schließen mit aussagenlogischen Operatoren (wie: nicht, und, oder, wenn-dann), Quantoren (wie: alle, einige, keine, einige nicht) und räumlichen Relationen (wie: vor, hinter, links von, rechts von). In psychol. Experimenten wird untersucht, inwieweit auch Personen ohne spez. Vorbildung logisch korrekt denken und welche typischen Fehler (biases) sie machen. Zugleich interessiert die Frage, welche Denkprozesse korrektem und falschem Schließen zugrunde liegen und wie diese Aufgaben mental repräsentiert sind (Repräsentation). Das typische Vorgehen ist, Personen die Gültigkeit vorgegebener Schlüsse beurteilen zu lassen oder sie aufzufordern, aus Prämissen selbst einen Schluss zu ziehen. Einige Bsp.: Gegeben sei das Konditional: «Wenn A, dann B und A ist gegeben». Ist hier der Schluss auf B gerechtfertigt? Die korrekte Antwort ist Ja. Es handelt sich bei der Schlussfigur um den sehr einfachen Modus ponens. Deutlich schwieriger ist der ebenfalls korrekte Modus tollens: Aus «Wenn A, dann B und B ist nicht gegeben» kann auf «nicht A» geschlossen werden. Unzulässig ist hingegen die Schlussfigur der Affirmation der Konsequenz: Aus «Wenn A, dann B und B ist gegeben» kann nicht schlüssig abgeleitet werden, dass A gegeben ist. Ebenso wenig kann bei Vorliegen des Falls «Wenn A, dann B und A ist nicht gegeben» darauf geschlossen werden, dass B nicht gegeben ist (Ablehnung des Antezedens). Eine wichtige Theorie zum deduktiven Schließen stammt von Johnson-Laird (1983). Er geht davon aus, dass Personen derartige Aufgaben dadurch lösen, dass sie sich die Bedeutung der Prämissen in mentalen Modellen veranschaulichen. Nach diesem Ansatz hängt die Schwierigkeit einer Aufgabe u. a. davon ab, wie viele Modelle zur gültigen Ableitung eines Schlusses gebildet werden müssen. Der Modus ponens ist danach deshalb so einfach, weil aus der Repräsentation der beiden Prämissen nur ein Modell folgt, aus dem der Schluss direkt übernommen werden kann. Konkurrierende Theorien stammen bspw. aus der Evolutionären Ps. Hier wird angenommen, dass der Mensch keineswegs über eine mehr oder minder gute allg. Kompetenz verfügt, logisch zu denken. Sein Denken sei geprägt durch die evolutionäre Anpassung an spezif. Situationen. Den Bruch von Vereinbarungen (wenn ich dir helfe, dann hilfst du mir) erkenne er sofort; der Umgang mit abstrakten Inhalten (A, B) sei evolutionär nicht gebahnt.

Referenzen und vertiefende Literatur

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