Selbstbildung

 

[engl. self-formation, self-organisation, autopoiesis], [PÄD, PER], aufgrund der Bedeutungsvielfalt des (dt.) Bildungsbegriffs und der substantivischen, pronominalen bzw. adverbialen Verwendung der Wörter Selbst bzw. selbst wird der Terminus Selbstbildung sehr uneinheitlich verwendet (Selbst).

In der wechselvollen, bis in die Antike zurückreichenden Geschichte des Begriffs der Selbstbildung lassen sich drei Hauptbedeutungen unterscheiden: (1) in Abgrenzung von Erziehung (Fremdbildung) als Oberbegriff für alles, was der (erwachsene) Mensch selbst, d. h. in Eigenregie, aus eigenem Antrieb, ohne Anstoß von außen für die Entwicklung seiner Persönlichkeit tun kann; (2) in substantivischer Form (Bildung des Selbst) als Bez. für den Prozess der Entfaltung (A. Maslow Selbstverwirklichung; C.G. Jung Individuation) oder der Kultivierung und Modellierung des je eigenen Lebens (Person, Identität, Existenz u. ä.); (3) i. S. von Selbstorganisation (U. Maturana Autopoiese, autopoietisch) als Kennzeichnung der Eigenschaft geschlossener Systeme, sich selbst durch das funktionale Zusammenspiel der Systemkomponenten in dynamischen Fließgleichgewichten erhalten zu können.

In der Elementarpädagogik findet die zuletzt genannte Variante zunehmend Verwendung, um die aktive Beteiligung des kindlichen Organismus an seinen indiv. Konstruktions- und Bildungsprozessen zu betonen. In diesem «neuen Bild des Kindes», das «reich und kompetent genug ist, seine Bildungsprozesse selbst voranzutreiben» (G.E. Schäfer) treten sowohl die Bedeutung sozialer Prozesse der Kokonstruktion als auch der auf Selbstbeherrschung, Selbstüberschreitung, Selbstbestimmung und Befähigung zur Selbstbildung abhebende päd. Kern klassischer (Cicero, Shaftesbury, Goethe; R. Guardini u. a.) und neuerer (M. Foucault, P. Sloterdijk) Selbstbildungskonzepte stark zurück.

Eine systemat. Darstellung der Vielfalt der phil., psychol. (W. James, J. Dewey, G.H. Mead, C.G. JungH. Kohut u. a.) und päd. Begriffsbildungen bzw. der als Selbstbildung bezeichneten Phänomene liegt nicht vor.

Referenzen und vertiefende Literatur

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