Selbstdiskrepanz

 

[engl. self-discrepancy; lat. discrepare nicht übereinstimmen], syn. Soll-/Ist-Vergleich, [PER, SOZ, EM], ist ein Maß, das qualitativ eine Abweichung zw. versch. Entitäten des Selbst aufzeigt. Bei hoher Selbstdiskrepanz kann Selbstregulation (Selbstregulationsmodell) einsetzen, bes. bei hoher Selbstaufmerksamkeit (Wicklund & Frey, 2001). Selbstdiskrepanz ist maßgeblich mit dem Ansatz von Higgins (1987, 1998) verbunden, der in seiner Selbstdiskrepanz-Theorie versch. Selbstzustände unterscheidet: Aktual-Selbst [engl. actual self], Ideal-Selbst [engl. ideal self] und Soll-Selbst [engl. ought self], und zwar jeweils aus der Perspektive des Selbst (der Person) oder aus der Perspektive wichtiger Bezugspersonen des Selbst (z. B. des Vaters). Das Aktual-Selbst wird auch als Real-Selbst bezeichnet. Methodisch lassen sich Selbstzustände mittels Repräsentationen von Attributen des Selbst (z. B. Eigenschaften wie «begabt») herleiten. Bsp.: Der Schüler Klaus kann die Frage «Wer bin ich?» wie folgt beantworten: «Ich bin ein begabter Schüler» (Aktual-Selbst). Die Frage «Wer möchte ich sein?» kann er mit «Ich wünsche mir, ein begabter Schüler zu sein» (Ideal-Selbst) beantworten. Schließlich kann er die Frage «Wer sollte ich sein?» mit «Ich sollte ein begabter Schüler sein» (Soll-Selbst) beantworten. In diesem Bsp. sind Aktual-Selbst, Ideal-Selbst und Soll-Selbst übereinstimmend. In vielen Fällen wird es aber Diskrepanzen geben. Nach der Selbstdiskrepanz-Theorie sind – je nach Ausmaß der subj. wahrgenommenen Selbstdiskrepanz – qual. unterschiedliche Emotionen und Motivationen (Motivation) die Folge. Selbstdiskrepanz hat hohe Relevanz bei der narzisstischen Selbstregulation (Narzissmus), wobei Diskrepanzen zw. dem Aktual-Selbst und Ideal-Selbst im Mittelpunkt stehen. Nicht minder wichtig dürfte in diesem Zusammenhang auch das Soll-Selbst sein, kann es doch dem häufig sinnsuchenden und eigennützig auftretenden narzisstischen Menschen gewisse «moralische Planken» aufzeigen, die ihn an seine soziale Verantwortung erinnern können (Bierhoff & Herner, 2009, Higgins, 1998).

Referenzen und vertiefende Literatur

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