selbsterfüllende Prophezeiung
[engl. self-fullfilling prophecy], [KOG, SOZ], bez. das Phänomen, dass die Wahrscheinlichkeit des Eintretens eines Ereignisses allein durch die Erwartung dieses Ereignisses erhöht wird. In päd. Kontexten wurde bspw. nachgewiesen, dass Vorannahmen oder Stereotype einen Einfluss auf das Verhalten des Lehrenden (z. B. resignativ vs. nicht resignativ) haben können, sodass das Eintreten des Lernerfolgs gemäß den Erwartungen bzgl. der Lernfähigkeit des Lerners beeinflusst wird: Erwartet die Lehrkraft, dass ein Schüler keinen Lernerfolg hat, so verringert dies die Wahrscheinlichkeit des Lernerfolgs. Erwartet ein depressiver Pat., dass er in einer sozialen Interaktionssituation scheitern wird, so wird dies ggf. sein Interaktionsverhalten bzw. die Bewertung des Verhaltens des Interaktionspartners neg. beeinflussen und damit die befürchteten neg. Konsequenzen wahrscheinlicher machen. Selbsterfüllende Prophezeiungen sind abzugrenzen von bewusster Manipulation. Selbsterfüllende Prophezeiungen sind den Handelnden i. d. R. nicht bewusst, vielmehr wird davon ausgegangen, dass Einstellungen und Überzeugungen u. a. das para- und nonverbale Interaktionsverhalten beeinflussen, sodass eine Beeinflussung i. S. der Erwartungen möglich wird. Placebo-Effekt, Versuchsleiter-Erwartungseffekte.