Selbsterklärungen
[engl. self-explanations], [PÄD], i. Ggs. zur typischen Situation, in der eine Lehrkraft etwas erklärt (instruktionale Erklärungen), kann man einen Lernenden auch auffordern, sich etwas selbst zu erklären. Dies führt zu tieferem Verständnis und Transferleistungen (Selbsterklärungseffekt). Das «Selbst» hat damit eine doppelte Bedeutung: Die Erklärungen sind von einem Lernenden selbst generiert und sie sind an sich selbst gerichtet. Von Selbsterklärungen spricht man i. d. R. nur, wenn Inferenzen gezogen werden, die über das gegebene Lernmaterial hinausgehen. Eine klassische Selbsterklärung wäre es, wenn ein Lernender sich den Sinn eines Lösungsschritts in einer math. Bsp.lösung bewusst machen würde, etwa i. d. S., welches Zwischenziel der Lösungsschritt erreicht oder welches Prinzip (hier: math. Satz) ihm zugrunde liegt. Selbsterklärungen könnten aber auch die argumentativen Elemente (z. B. Gegenthese und deren Widerlegung) identifizieren, die in einer wiss. Argumentation (z. B. zur Stammzellenproblematik) vorkommen; damit würde etwas über argumentative Strukturen anhand von konkreten Beispielen gelernt. Obgleich das Selbsterklärung-Konzept zunächst entwickelt wurde, um produktives Lernverhalten beim Studium von Lösungsbeispielen zu erklären, wird dieses Konzept inzwischen auch für andere Lernarten (z. B. Lernen aus Texten oder Diagrammen) verwendet. Da nur wenige Lernende spontan lernförderliche Selbsterklärung zeigen, ist es meist sinnvoll, Selbsterklärungen zu trainieren oder über Leitfragen anzuregen. Obgleich Selbsterklärungen i. d. R. den Lernerfolg erhöhen, scheint es eine Ausnahme zu geben. Bei für Lernende sehr komplexem Lernstoff kann die Anforderung, sich etwas selbst zu erklären, zur Überforderung und zur kognitiven Überlastung führen.