Semiotik

 

[engl. semiotics; gr. σημεῖον (semeion) Zeichen], [KOG], allg. Zeichentheorie. Sie stellt nach Brekle (1972) das theoretische Paradigma für spezielle Zeichentheorien dar. Paradigma heißt, die Semiotik kann als Metatheorie für spezielle Zeichentheorien wie z. B. für die Linguistik angesehen werden, insofern in der Semiotik Begriffe wie Zeichen, Bedeutung usw. eingeführt und definiert werden, die bei der Konstruktion spezifischer Zeichentheorien als brauchbare Elemente dieser Theorien eingesetzt werden können. Die allgemeine Zeichentheorie besteht aus drei aufeinander bezogenen Komponenten, der Syntax, der Semantik und der Pragmatik.

Die allgemeinste Voraussetzung für die Herstellung eines Zusammenhanges zw. diesen Komponenten ist, dass sie alle in charakteristischen Beziehungen zu best. Zeichenformen stehen. Die Syntax hat es mit den Relationen zw. versch. Zeichenformen bzw. zwischen Reihen von Zeichenformen zu tun. Diese Komponente muss jedoch notwendig durch eine semantische ergänzt werden, weil es eine wesentliche Bedingung eines semiotischen Prozesses ist, Informationen durch Abfolgen von Zeichenformen zu vermitteln. Dies ist erst möglich, wenn die Zeichenformen etwas bedeuten, wenn eine Abbildungsbeziehung zw. Zeichenformen und deren Abfolge einerseits und Objekten oder Sachverhalten andererseits hergestellt wird. Diese Abbildungsbeziehung geschieht durch die Regeln der semantischen Komponente. Nach Brekle (1972) stellt eine semantische Regel eine Abbildungsbeziehung zwischen der Menge von Objekten oder Sachverhalten (x1xn) – deren Elemente jeweils durch die Merkmalsmenge (alpha, beta, …, gamma) charakterisiert sind – und einer Zeichenform A her. Damit fungiert die begriffliche Merkmalsmenge (alpha, beta, …, gamma) als wesentliche Konstituente einer semantischen Regel für die Abbildung von Mengen der Art (x1xn) auf Zeichenformen der Art A. Bei der Beschreibung natürlicher (menschlicher) Sprachen geschieht die Abbildung von Zeichenformen auf Objekte oder Sachverhalte traditionell durch das Lexikon (mentales Lexikon). Die Abbildungsbeziehung zwischen einer Zeichenform und einer Menge von Objekten oder Sachverhalten heißt Zeichen. Die Zeichenformen und ihre Beziehungen zu den Objekten oder Sachverhalten können verschieden sein. Man unterscheidet nach Peirce (1932)Index-Zeichen, ikonische Zeichen (Ikon; u. a. anschauliches Denken) und (Symbol). Mit der Rolle des anschaulichen Denkens bzw. der Vorstellung bei der Verarbeitung sprachlicher Zeichen beschäftigt sich die Imagery-Forschung (Paivio, 1971). Die pragmatische Komponente behandelt die Beziehungen zw. Zeichenbenutzern (Sprechern – Hörern) und syntaktisch geformten und semantisch interpretierbaren Zeichenreihen.

Referenzen und vertiefende Literatur

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