Situationismus

 

[engl. situationism], [KOG, PER], Begriff für ein von Mischel (1968) in die Persönlichkeitsforschung und Differentielle Psychologie wiedereingeführtes Argument, dass menschliches Verhalten – im Ggs. zu den von der Trait-Ps. postulierten Ansätzen – von Situation zu Situation stark variiert und daher die Prognosen für zukünftiges Verhalten relativ unzuverlässig sind. Mischel führte diese Argumentation auf eine Analyse einiger Untersuchungen zurück, bei denen das Verhalten nur unzureichend mittels ps. Konstrukte vorhersagbar war. Der Situationismus hat auch Stellung zu der Entstehung von interindiv. Differenzen innerhalb der Differentiellen Ps. genommen und erklärt diese Differenzen aus den vorausgegangenen Lern- bzw. Sozialisationsbedingungen (Lernen, Sozialisationspsychologie). Der Situationismus greift somit auf die aus den 1920er-Jahren von einer Forschergruppe (Hartshorne et al., 1928, 1929) vorgelegten Befunde zurück. Die Autoren haben in einer Untersuchung zur Effektivität von religiöser Unterweisung herausgefunden, dass das Verhalten von Schülern bzgl. Ehrlichkeit etc. von Situation zu Situation variiert. Zu diesen Befunden gibt es jedoch eine Reihe grundsätzlicher Bedenken. Zunächst ist es völlig berechtigt anzunehmen, dass das Verhalten von jüngeren Kindern in entwicklungspsychol. Perspektive noch keine Stabilität erreicht hat. Außerdem konnten Re-Analysen zu diesen Befunden zeigen, dass bei der Selektion von reliablen Messwerten eine weit höhere transsituative Konsistenz erreicht werden konnte. Gegen den Situationismus wurde bedeutsame Kritik geäußert. So ist z. B. die Bedeutung von einer Situation für das Verhalten von Individuen wie auch der Unterschied in der Bewertung von Situationen nicht geklärt. Bei der Unterscheidung von sog. schwachen und starken Situationen ist die Stärke bzw. Schwäche für Individuen von Bedeutung. Außerdem muss unterschieden werden zw. Situationen, die von Individuen aufgesucht werden, und solchen, denen sich Individuen nicht entziehen können. Es wäre also wichtig, Taxonomien von Situationen zu erstellen, die dieser intra- und interindiv. Differenzierung gerecht werden. Situationstaxonomie.

Referenzen und vertiefende Literatur

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