somatoforme Störungen, Pharmakotherapie

 

[engl. somatoform disorder, pharmacotherapy], [GES, KLI, PHA], obwohl somatoforme Störungen häufig sind, gibt es praktisch keine für diese Indikation zugelassenen Pharmaka (in Deutschland: Opipramol). Eine Behandlung erfolgt daher prinzipiell off-label (off-label use). Eine Behandlung in zugelassener Indikation kann nur erfolgen, wenn die Störung zusätzlich mit einer depressiven (Depression) oder Angststörung (Angststörungen) assoziiert ist und für diese Behandlung eine Zulassung besteht. Bei der Somatisierungsstörung liegen kontrollierte Studien, die eine Wirksamkeit belegen, nur für Opipramol, Johanniskraut und Venlafaxin vor (Wirksamkeitsprüfung). Selektive Serotoninrückaufnahmehemmer (Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, selektive (SSRI)) und Mirtazapin wurden bisher nur in offenen Studien geprüft. Der Behandlung der somatoformen Schmerzstörung (Schmerz) mit Antidepressiva liegen Erfahrungen über schmerzlindernde Eigenschaften dieser Substanzen, die unabhängig von ihrer stimmungsaufhellenden Wirkung bestehen, zugrunde. Für mehrere trizyklische und neuere, nicht trizyklische Antidepressiva liegen placebo kontrollierte Studien vor (Placebo-Effekt), die ihre Wirksamkeit nahelegen (Wirksamkeitsprüfung). Die Zulassung beschränkt sich hingegen auf diagnostisch umschriebenere Störungen (z.B. diabetische Polyneuropathie). Zur Behandlung der Hypochondrie liegen nur kleine offene Studien mit SSRI vor. Bei einer körperdysmorphen Störung können SSRI oder Clomipramin versucht werden. Mit diesen Substanzen liegen – allerdings überwiegend offene – Studien vor, die eine Wirkung andeuten. Serotonerge Antidepressiva (Serotonin, serotonerges System) scheinen eine bessere Wirkung zu haben als noradrenerge (Noradrenalin, noradrenerges System). Die Behandlung des chronischen Müdigkeitssyndroms (chronic fatigue syndrome, Erschöpfungssyndrom, chronisches) mit verschiedenen Antidepressiva hat bisher die Wirksamkeit dieser Substanzklasse bei dieser Störung nicht überzeugend belegen können. Besser sind die Ergebnisse mit Antidepressiva beim Fibromyalgiesyndrom. Hier liegen placebokontrollierte Studien mit verschiedenen Antidepressiva vor, die eine Wirksamkeit nahelegen. Die antinozizeptiven Wirkungen scheinen unabhängig von der antidepressiven Wirkung zu sein. Vielfach wurden auch Antipsychotika zur Behandlung somatoformer Störungen eingesetzt. Diese Anwendung ist kritisch zu hinterfragen, da das Risiko unerwünschter Wirkungen (Nebenwirkungen, insbes. Spätdyskinesien, Neuroleptika) durch den mangelhaften Wirksamkeitsnachweis dieser Substanzgruppe nicht gerechtfertigt erscheint.

Referenzen und vertiefende Literatur

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