soziale Erwünschtheit
[engl. moralistic bias, social desirability], [DIA, PER, SOZ], eine ursprünglich von Edwards umfassend untersuchte Antworttendenz (response set) bei der Beantwortung von Persönlichkeitsfragebogen oder anderen Selbsteinschätzungsverfahren (z. B. auch Einstellungsinterviews), der z. T. der Rang einer Persönlichkeitsfacette zugesprochen wird. Die betreffende Person tendiert dazu, nicht die für sie tatsächlich zutreffende Antwort zu geben, sondern diejenige, von der sie erwartet, dass sie sozial gebilligt oder erwünscht ist. Dies fußt auf der Befürchtung, eine wahrheitsgetreue Auskunft führe zu Nachteilen oder Ablehnung. Entscheidend bei der Entstehung von sozialer Erwünschtheit ist das Zusammenspiel der inneren Befragtenmerkmale (z. B. Motiv) und der wahrgenommenen situativen Bedingungen. Zu unterscheiden sind: (1) Eindrucksmanagement (bewusste Fremdtäuschung, um einen best. Eindruck zu erzeugen), (2) self deception (Selbsttäuschung, bei der die Person davon ausgeht, dass die Einschätzung tatsächlich auf sie zutrifft). Bei sozialer Erwünschtheit lässt sich zudem egoistic bias (Übertreibung des eigenen sozialen und intellektuellen Status) von moralistic bias (Inanspruchnahme von best. Attributen wie z. B. Vorurteilsfreiheit) abgrenzen. Zur quant. Bestimmung der Neigung zu sozialer Erwünschtheit wurde von Edwards eine sog. SD-Skala entwickelt. Zu den Auswirkungen hinsichtlich der Validität von Personalentscheidungen (Personalauswahl) auf Basis persönlichkeitsorientierter Inventare weist die akt. Forschungslage sowohl dämpfende, steigernde wie auch neutrale Effekte aus. Kognitive Fehler.