Spranger, Eduard

 

(1882–1963), vorehelich geb. als Franz Ernst Eduard Schönebeck in Lichterfelde bei Berlin, [HIS, PÄD, PER], Philosoph, Pädagoge, Psychologe; einflussreicher Vertreter einer geisteswiss. Pädagogik und Ps. (geisteswissenschaftliche Psychologie). Studium an der Universität Berlin, u. a. bei W. Dilthey und F. Paulsen, 1905 Promotion bei Paulsen und C. Stumpf zum Dr. phil. mit einer Arbeit über Die erkenntnistheoret. und psychol. Grundlagen der Geschichtswiss., 1909 Habilitation mit einer Schrift über Wilhelm von Humboldt und die Humanitätsidee, 1911 Berufung auf eine außerordentliche Professur in Leipzig, 1912 dort auf eine ordentliche Professur, 1919 Berufung nach Berlin. Vom Nationalsozialismus verspricht sich Eduard Spranger zunächst die Verwirklichung einiger Ziele, er wird jedoch nicht NSDAP-Mitglied und lehnt den Rassismus ab. 1933 reicht Eduard Spranger ein Rücktrittgesuch beim Kultusminister ein, u. a. weil er sich bei einer Lehrstuhlbesetzung übergangen fühlt, 1936–1937 lehrt er in Japan. Ab 1945 bemüht er sich um den Wiederaufbau der Universität Berlin im Ostsektor, er lehrt ab 1947 über seine Emeritierung 1950 hinaus bis 1958 an der Universität Tübingen. Eduard Spranger knüpft in seiner Lehre an W. Dilthey an. 1914 erscheinen seine Lebensformen, die eine Typologie von Lebenszielen und Wertvorstellungen in idealtypischer Beschreibung enthalten. Diese Typologie bildet später die Grundlage des Werteinstellungstests von G. W. Allport und P. E. Vernon. In Abhebung von der exp. Ps., die Eduard Spranger auch als «Elementenps.» kritisiert, bezeichnet er seine eigene Richtung als «Strukturps.», mit der er seelische Einzelerscheinungen in ihrer wertbestimmten Stellung im einheitlichen Ganzen verstehen will. 1924 erscheint Eduard Sprangers Ps. des Jugendalters, die eine «verstehende Ps.» sein will und durch Nacherleben, Deuten usw. ein besseres Verstehen der Jugend und der Typen des jugendlichen Lebensgefühls erreichen will. Eduard Spranger stützt sich so gut wie nie auf empirische Forschungsergebnisse, stattdessen auf eigene Erinnerungen, einzelne Beobachtungen, Tagebücher usw. Damit hat er die Situation des männlichen Jugendlichen in bürgerlichen Verhältnissen im Blick. Das Buch trifft den Nerv seiner Zeit, erreicht viele Auflagen und dient jahrzehntelang in der Lehrerbildung. Eduard Spranger hat eine große Anzahl an Auszeichnungen erhalten, so das Bundesverdienstkreuz, den Orden Pour le Mérite, mehrere Ehrendoktortitel und u. a. die Ehrenmitgliedschaft der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs).

 

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